Archiv für Kategorie Schwarzer Blog

Blockupy 2013

Stimmung:
Ich brenne, ich kotze. Und ich bin froh, dass ich mal wieder nicht dabei sein konnte, ich wäre eskaliert.

Es schien ja Freitag noch lustig loszugehen, mit verschiedenen Aktionen und überraschender Zurückhaltung. Sitzblockaden mehr oder weniger aller Orten, Live-DOS auf ausbeuterische Konsumtempel, und all das schien problemlos durchzulaufen und ließ auf die große Demo am Samstag hoffen.

Aber was passierte dann am Samstag? Es ist inzwischen gegen Abend, man kann wohl langsam resümmieren. Nachdem die geplante Demoroute gerichtlich bestätigt wurde, wurde der Zug nach wenigen Minuten gestoppt. Unter dem Vorwand, es gebe einen schwarzen/antikapitalistischen Block, der insbesondere gegen das Vermummungsverbot verstoße und außerdem mit „Schutzkleidung“ passiv bewaffnet sei (siehe zum Gehalt der Behauptungen auch die verlinkten Bildersammlungen und Augenzeugenberichte), wurde dieser Teil von der Demo abgetrennt und gekesselt. Der Rest der Demo kam vermutlich 1. schon nicht an diesem ‚Hindernis‘ vorbei, um seinen Zug fortzusetzen, und war wohl 2. auch nicht gewillt, das hinzunehmen.
Da ich ja nicht dabei war, verweise ich nochmal auf die Links unten, eine offizielle Zusammenfassung vom hessischen Rundfunk sowie den Demobericht von Niema Movassat.
Auch bei Twitter wurde unter dem Hashtag #blockupy schon am Nachmittag des Öfteren die Vermutung geäußert, die Demo-Blockade an dieser Stelle sei von Anfang an geplant gewesen, an angeblich im weiteren Verlauf der geplanten, angemeldeten und genehmigten Route auffallend wenig Absperrungen zu erkennen gewesen seien. Nun, kann ich nicht nachprüfen. Ins Gesamtbild würde das aber nicht schlecht passen.War wohl letztes Jahr eine zu böse Schlappe, dass nichts passiert ist, dieses Jahr musste was handfesteres her, was …

Twitter-Hastag #blockupy

Bildersammlung

Zusammenfassung des hr

Bericht der taz

Erfahrungsbericht von Niema Movassat, MdB

 

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A.C.A.B.

Sieht so aus, als käme nach der unsäglichen Pali-Diskussion jetzt ’ne neue Sau in Mode, die vom Thron der Hüter des linken Vokabulars aus durch ’s Dorf getrieben wird.

Und zwar geht es hierdrum.

Grundsätzlich ist es ja zu begrüßen, dass überlegt wird, ob man bestimmte Begriffe vielleicht doch zu blauäugig benutzt. Es ist auch durchaus richtig, die inhaltlichen Bedeutungen des deutschen Worts „Bastard“ mal eben auseinanderzunehmen und bewusst zu machen.

Blöd lässt einen dann aber aussehen, wenn die ganze Schrift auf dem Punkt aufbaut, dass ganz offensichtlich gewisse Feinheiten der Übersetzung englisch-deutsch übersehen wurden, nämlich im Sinne der so genannten ‚false friends‘, was Vokablen bezeichnet, die zwar hinreißend ähnlich aussehen, aber dennoch in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung haben. Ein Beispiel wäre pregnant – prägnant.

Auch wenn der Fall beim englischen ‚bastard‘ nicht ganz so sehr auf der Hand liegt, trifft das Phänomen aber meiner Meinung nach trotzdem zu. Der Spruch heißt schließlich „All cops are bastards“ und nicht etwa „All policemen are bastards“.
Nachdem schon die Bezeichnung für die Polizisten umgangssprachlich gehalten ist, liegt doch eher nahe, auch für ‚bastards‘ eine solche Verwendung anzunehmen. Und umgangssprachlich bezeichnet ‚bastard‘ eben nicht Mischlinge oder Kinder unehrenhafter Abstammung, sondern einen Arsch, einen Mistkerl. So wie im deutschen mit ‚Bullenschweine‘ eben auch keine gentechnisch veränderten Chimären gemeint sind …

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Yeah, geht ab

Durch Frankfurt schlängelt sich momentan ein supererfreulich großer Demozug. Hänge am Twitter-Feed und erfreue mich an den Wasserstandsmeldungen von Teilnehmerzählungen und Wegmarken. Ob die momentan als aktuell geltenden 25.000 überhautp ausreichen, bezweifle ich inzwischen. Und alles ist superfriedlich, obwohl die Bullizei immer noch provoziert wie Sau, im Vollkontaktdress Spalier- und durch den Zug läuft, dauernd Helm-auf-Helm-ab spielt.

Und aber, zugegeben, andererseits auch wieder auffallend besonnen reagiert:
Tweet von @weltonline: „#Blockupy Demo in Frankfurt, schwere Explosionen. Handyvideo unseres Reporters: http://t.co/drq9k7Aa“
SCHWERE EXPLOSIONEN!
Auf dem Video ist dann leicht zu sehen, dass das maximal D-Böller waren, wenn nicht noch weniger. Und auch, dass weder Demo noch Geleitschutz sonderlich drauf reagieren, was mich noch am Allermeisten überrascht (positiv).
Die Twitterreaktion auf den Fake von WeltOnline ist auch amüsant. Da wird von Atombombenexplosionen im antikapitalistischen Block bis hin zur Zombieapokalypse jede Übertreibung ausgepackt. Gefällt mir.

Und trotzdem bin ich froh, dass ich nicht mehr vor Ort bin als im Geiste. Ich bin zu wütend auf Machthaber und Exekutive, um selbst die Ruhe bewahren zu können, ich wäre beim reinen Auftauchen der Robocops schon bis kurz vors Platzen provoziert. Da mag einfach keine Abklärung und keine Altersmilde einsetzen, Cops reizen mich durch ihre bloße Existenz zur Weißglut, selbst wenn sie mich seit ein paar Jahren eigentlich in Ruhe lassen, das ändert daran nichts.

Umso geiler, dass die Leute in der Demo offenbar mehr die Ruhe weg haben und die ganze Panikpropaganda noch ein weiteres Mal Lügen strafen. Am Ende wird es zwar heißen, dass es keine Riots gab, WEIL die Bullizei so unglaublich präsent war, und überhaupt seien ja auch alle Aktionen von Mittwoch bis Freitag verboten gewesen und hätten mit Polizeieinsatz verhindert werden müssen. Aber das ist dann doch etwas durchsichtig. Hoffe ich.

 

Update:
Mehr oder weniger unglaublich. DuMonts FR titelt: „Blockupy hat gewonnen“ und schreibt im Ticker weiter:

„16.42 Uhr: Blockupy hat gewonnen. Von den Schreckensszenarien der Stadt ist keines eingetreten, die martialischen Auftritte der Polizei haben die Blockupier auf die subversivste Art erwidert, die möglich ist: mit einem Lächeln. Mehr als 25000 Menschen sitzen jetzt in der Taunusanlage, zwischen den Bäumen hallt Musik. Es ist die größte Demonstration, die Frankfurt in diesem Jahrtausend erlebt hat, sie ist bunt, laut und friedlich.“

Nicht mal die erste Bilanz der Polizei, die zwar noch von einigen hundert „Gewalttätigen“ redet, kann mit mehr aufwarten als 2 Böllern (siehe oben) und geringwertigen Rangeleien. Keine *!!!* Festnahmen.

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Lügen & Propaganda

Den 3. Tag in Folge keine der angekündigten Riots in Sicht. Kleine Demonstrantengruppen spielen Katz und Maus mit der Bullizei quer durch Frankfurt. Summa müßten es den Insiderberichten zufolge inzwischen 600-800 Ingewahrsamnahmen sein, GeSas von Frankfurt über Wiesbaden und Gießen bis Nord-und Osthessen.

Zu wenig Riots zu vermelden, dann schreiben wir eben welche zusammen. Das ehemalige Nachrichtenmagazin schreibt von Wasserwerfern, die schon eingesetzt worden wären. Die Info hat aber auch nur Spon.
An anderer Stelle ist aufgetaucht, es habe Steinwürfe gegeben: „11:41 Uhr: Mehrere Demonstranten sollen am Untermainkai östlich der Mainluststraße aus einer Gruppe heraus Steine auf unbeteiligte Passanten geworfen und mehrere verletzt haben, berichtet ein Twitter-Nutzer. Wir können diesen Bericht bisher nicht bestätigen. Einzelne Demonstranten berichten von vermummten Demonstranten, Steinwürfe haben sie aber nicht gesehen.“ (FR-Online-Ticker), was die „Zeitung“ mit den 4 Buchstaben angeblich inzwischen auch aufgegriffen haben will. Kann ich nicht nachprüfen, da ich da aus Prinzip nicht hinsurfe. Dass es sich da um eine Propagandalüge handelt, erklärt sich aber von allein – wieso sollte man auf Passanten schmeißen, was für ein Bullshit.
Im TV immerhin keine derartigen Falschmeldungen, nur Berichte von einer aufgelösten Kundgebung nahe bei der EZB, bei der man auch sehr schön sieht, wie ein Cop einen Demonstranten und eher älteren Herrn der Mittelschicht völlig grundlos quer durch die Wiese pfeffert.

Nebenbei hat Anonymous mal eben die Homepage der Stadt unter frankfurt.de runtergefahren, nicht ganz stabil aber immerhin auch.

Lieblingstweet von gestern: „Wir weisen darauf hin, dass wer ein Grundgesetz auf die #blockupy -Demo nimmt, die Verfassung gefährdet: So ein Buch geht schnell kaputt!“

Lieblingstweet von heute bis jetzt: „Die Polizeihundertschaft läßt Demo stehen & zieht gerade einfach ab in die Mittagspause.“ Was auch live zu sehen war bei CastorTV.

Alle die heute und morgen in Frankfurt unterwegs sind: Passt gut auf Euch auf …. !!!

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Die letzten Tage der Demokratie [Pathos enthalten]

“ @Dahonk: Was gerade in Frankfurt passiert, erinnert mich an die letzten Tage der DDR 1989. Danach brach das System zusammen.“

Von außen betrachtet, via Twitter und Livestreams von Teilnehmenden, wirkt der Donnerstag nur wie eine weitere Variante des (bekannten) Frankfurter Junkie-Jogging.
Nachdem alles verboten wurde, bilden sich wild aller Orten spontane Versammlungen, werden eingekesselt, bleiben friedlich und lösen sich auf.
Donnerstag erstmals passiert, der Kessel um die Versammlung von 500-1500 (Polizei/Aktivistenangaben) an der Paulskirche (!) wurde gelockert bis aufgelöst – allerdings gab es wohl inzwischen eine weitere Versammlung von rund 1000 Leuten am Römerberg. Zudem erscheint eine Stunde später plausibel, dass die Bullizei während der Pressekonferenz von Blockupy am Paulsplatz nicht allzu martialisch im Hintergrund erscheinen wollte.
Auch diverse Prominenz soll vor Ort sein, neben Lokal- und Landespolitikern freut mich am Allermeisten, dass Konstantin Wecker mal wieder einfach unbequem ist und mit den Menschen am Paulsplatz via Megaphon „Empört Euch“ singt.

So gibt es vllt. doch noch einen Rest Hoffnung.
Hoffnung auf eine nicht ganz so marktkonforme Demokratie, in der sich eine Stadt nicht allein aus Panik selbst lahmlegt um ihr selbstgemaltes Bedrohungsbild für notwendig zu erklären – denn wenn alles gesperrt wird und überall Bullizei war, dann wird das schon auch nötig gewesen sein, nicht wahr? Obschon sich bereits Mittwoch Abend von der komplett umstellten Hauptwache, von wo ein Rave nicht stattfinden durfte, befragte Passanten durchaus kritisch über … das Polizeiaufgebot äußerten, und nicht etwa über die halb hedonistisch, halb politisch motivierten Raver.
Keinen Anlass zur Hoffnung gaben hingegen die richterlichen Urteile, die sich offenbar rein auf die naturgemäß paranoide Einschätzung der Exekutive stützten. Je höher das Gericht, das auf diese Weise die ausgeübte Demokratie einer phantasierten Gefährdungssituation opferte, desto größer die Bestürzung. Am Ende entblödete sich nicht mal das Verfassungsgericht, ungestörte Marktabläufe auf Einkaufsmeilen und in Bankzentralen der Meinungsäußerung des Souveräns – wenn man ’s genau bedenkt – zu opfern. Aufgrund der selben unbewiesenen Gewaltvermutungen wie die Verwaltungsgerichte zuvor.

Umso schöner, dass selbst Einreiseverbote, unterbundene Anreise und permanente Einkesselungen die Menschen nicht davon abhalten, ihren Protest nach Frankfurt zu tragen und dort zu äußern. Verblüffend dabei auch, dass bislang noch keine der angekündigten Riots vollzogen wurden.
Kein Zweifel natürlich daran, dass die Staats-/Wirtschaftsmedien zwar mehrere Minuten über verhinderte Demonstrationen in … BAKU berichtet haben, aber bestenfalls wenige Sekunden über verbotene Demonstrationen im Inland.

—-

Nach wie vor KEIN Verständnis hab ich aber für Tweets wie diesen:
„Denkt und handelt bitte nicht in Feindbildern. Bleibt menschlich. Auch Polizisten sind Menschen. Sie sind Sklaven des Systems.“
Bullen sind auch nur Söldner. Noch wird keiner gezwungen den einen oder anderen Job anzunehmen. Ergo haben die den ihren auch freiwillig ergriffen und erzähle mir keiner, daran hätten sie nicht gedacht. Wenn sie nicht überzeugt vom Einsatz sind, sollen sie desertieren oder sich krankmelden. Wer den Beruf hat und heute in Frankfurt gegen die Demokratie eintritt, hatte die Wahl und ist dort freiwillig.

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Eine Runde Mitleid: Ooooooch

Das letzte SZ-Magazin wirft einen Blick auf den Berufsalltag von Polizisten, insbesondere Bereitschaftspolizisten (via): „Ein Job zum Davonlaufen„.

Da werden erstmal die zwei Polizisten kurz vorgestellt, die aus ihrem Bereitschaftsalltag berichten dürfen. Der eine war bei der Demo letzten Juni in Berlin dabei, der andere im November beim Castor im Wendland. Soviel also zu beschissenen Arbeitsbedingungen.

Nächste Hauptperson: Der Leiter des 2. Stuttgarter Polizeireviers, zuständig u. A. für den inzwischen wohlbekannten Hauptbahnhof. Da wird dann der schon im Teaser nicht so ganz sauber durchdachte Tenor „Früher waren die Fronten klar: links die Demonstranten, rechts Staatsgewalt und Bürgertum“ wieder aufgegriffen:

„Das größte Problem war für ihn und seine Leute, dass sie bei den Demonstrationen auf einmal die Menschen vor sich hatten, von denen sie eigentlich immer glaubten, sie seien auf Seiten der Polizei. Da stand kein autonomer Block, keine alternative Welt – da standen Akademiker, Lehrer, Ärzte, CDU-Wähler.“

Wenn das keine sinnverfälschende Verkürzung ist, ist das alleine schon erheblich bedenklich. Wenn das zur üblichen ‚Ausbildung‘ und Arbeitshaltung von Einsatzkräften gehört, ihnen einzubläuen und verinnerlicht zu haben „Die sind nicht wie ihr, sondern genau soundso und vor allem sind die gegen uns“, dann ist das sowohl ein Armutszeugnis, als auch allein schon Grund genug für jedwede ablehnende Haltung gegenüber Personen, die so ein Schwarz-Weiß-Weltbild mit sich herumtragen. Sowas ist dann ausübendes Organ des staatlichen Gewaltmonopols, omfg.

Weiter im Text, was bedrückt denn noch:

„Das eine ist der schwindende Respekt vor der Amtsperson. Das andere ist der schwindende Respekt vor dem Menschen, der da in der Uniform steckt.“

Tja, wundert ’s denn? Wo die Politik beliebig, verlogen, käuflich und was weiß ich noch alles wird (bzw. schon lange/immer ist), welchen Respekt erwartet dann das ausführende Organ? Und zu dem Menschen – das Spiel heißt: Alle Gegen Alle! Alle werden gegeneinander aufgehetzt, nach Strich und Faden heute die, morgen jene zu Paria erklärt und keiner kann sich sicher sein, nicht morgen selbst dran zu sein. Woher soll dann noch Respekt vor irgendwelchen Menschen kommen?

Als nächstes kommt ein Ex-Polizist und inzwischen promovierter Soziologe zu Wort, der mittlerweile Führungskräfte der Polizei ausbildet. Der beschreibt die Gedanken junger Polizisten so:

„Viele denken: Wir sind die Grenzhüter der Nation, wir bewachen die Grenze zwischen Arm und Reich.“

Schau an! Die Erkenntnis ist ja unerwartet tiefsinnig. Aber diesen Teil zu kapieren und sich dann zu wundern, dass die „sozial Benachteiligten“, wie das unausrottbare Neusprech für arm heute lautet, für die Zaunpatrouille der Bewahrer dieser Zustände keinen Respekt aufbringen kann, ist wieder bemerkenswert kurz gedacht.

Weiter geht es mit einem weiteren Berliner Bereitschaftspolizisten, der drüber klagt, dass seit den Kamerahandys Polizisten immer gefilmt werden, aber:

„»In den Videos ist immer nur der Moment der Festnahme zu sehen, wenn der Kollege zulangt, aber nicht, was davor passiert ist«, sagt er. »Vielleicht müsste man da mit der Zeit gehen und selbst entsprechende Bilder einstellen.«“

Dazu aus einem Kommentar direkt im SZ-Magazin:

„Genau wie es die Polizei mit ihren Videos macht. Alle relevanten Dinge sind geschwaerzt oder rausgeschnitten“

– mehr fällt mir auch nicht dazu ein.

Und die Einführung einer eindeutigen Kennzeichnung – mittels anonymer 5-stelliger Nummer – von Polizisten im Einsatz?

„Die Polizisten wehren sich dagegen. »Für viele Beamte ist das eine Bankrotterklärung«, sagt der Polizeiexperte Rafael Behr, »sie glauben, sie gehören zu den Guten. Aber gekennzeichnet zu werden, das bedeutet ja: kontrolliert zu werden.« Auf einmal sind sie die Bösen.“

Kennzeichnung = Kontrollierbarkeit = die Bösen? Es geht um eine Nummer, nicht um Name, Anschrift und Auszug aus der Dienstakte. Oder sind wir etwa eingeschnappt, weil die Kollegen das Maß so lange überspannt haben, bis jetzt endlich die Rückverfolgbarkeit der Dresche eingeführt werden muss? Dann aber auch auf die Kollegen sauer sein, nicht auf Zivilisten. Und wie heißt es doch immer so schön: Wer nichts zu verbergen hat, braucht sich auch nicht zu verstecken, oder?

Und zum Schluß:

„Selbst jemand wie Michael Dandl von der Roten Hilfe, ein Mann, der die Polizei nicht mal ruft, wenn bei ihm eingebrochen wird, findet am Ende Worte, die so etwas wie Mitgefühl ausdrücken: »Polizisten sind oft überfordert, sie sind frustriert, sie werden nicht sonderlich gut bezahlt. Sie müssen an Tagen, an denen alle anderen ihre Freizeit genießen, Schicht schieben, sie sind oft kaserniert, sie unterliegen einem komischen Korpsgeist, es gibt krasse Hierarchisierung, es werden Befehle erteilt. Das ist ein ganz erheblicher Psychodruck.«“

Lasst mich kurz nachdenken. Nein.
Schlechte Bezahlung, Schichtdienst, Kasernierung, Hierarchie, Kommandostruktur – soviel sollte man über den Beruf wissen, wenn man sich entschließt, ihn zu ergreifen.
Schlechte Ausbildung führt zu Überforderung – z.B. wenn das sorgfältig aufgebaute Weltbild auf einmal kollabiert -, und alles zusammen zu Frustration.

Ne, mir geht das Mitgefühl komplett ab. Die Herren und Damen haben den Beruf freiwillig ergriffen und sollen jetzt gefälligst damit klarkommen!

Nochmal aus den Kommentaren beim SZ-Magazin:

„Den diversen Polizeikorps steht es jederzeit zu, gegen unverhältnissmässige, illegale und unfassbar blöde Anordnungen, die die Politik von ihnen verlangt zu protesitieren, die Aufträge nicht zu erfüllen und sogar zu streiken.
Jedem Polizeibeamten steht es jederzeit zu, gegen unverhätlnissmässiges, illegales und brutales Vorgehen seiner Polizeikumpel zu protestieren, diese bem Chef anzuzeigen und Aufträge nicht zu erfüllen.“

Eben.

Wie die Faust aufs Auge passt noch eine späte Pressemeldung zum 1. Mai in Berlin. Ich kann mich an Shirts mit der Aufschrift „Help your local police: Beat yourself up“ erinnern. Aber der Servicegedanke setzt sich anscheinend mittlerweile doch durch und die Freunde und Helfer nehmen einem das inzwischen wieder ab und selbst in die Hand:

„Zwei Angehörige einer Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei haben heute Strafanzeige wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt gegen Angehörige einer anderen Einsatzhundertschaft erstattet. Nach derzeitigem Erkenntnisstand wurden sie am Abend des 1. Mai gegen 22 Uhr 45 in bürgerlicher Kleidung im Bereich des Kottbusser Tores eingesetzt, als sie plötzlich von Pfefferspray getroffen und durch Faustschläge im Gesicht verletzt wurden.
Die beiden Polizisten traten anschließend aufgrund von Augenreizungen und Prellungen vom Dienst ab.
In diesem Zusammenhang sollen weitere sechs Polizeibeamte durch Reizgaseinwirkungen verletzt worden sein. Das Strafermittlungsverfahren wird durch die zuständige Fachdienststelle des Landeskriminalamtes mit Priorität bearbeitet.“

(im Vollzitat, falls die Quelle flöten geht (u.a. via))

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Mainstream vs. Schottern

Der Widerstand von Gorleben ist zu einer Volksbewegung von Hausfrauen, Pfarrern, Lehrern und Bauern geworden. Doch wenn die Gewalt den friedlichen Protest überschattet, ist das ein Fiasko. Denn so kann sich die verbohrte Atompolitik als Hüter von Recht und Ordnung stilisieren […] Gewalt sei nichts anderes als Vernunft, die verzweifelt: Dieser Satz stammt vom spanischen Philosophen Ortega y Gasset. Aber als Entschuldigung für die Atom-Gewalttäter ist dieser Satz unbrauchbar und als Erklärung für die Anschläge auf den Schienenverkehr untauglich. Wer ein Gleisbett zerstört, ist genauso ein Straftäter wie der, der den Bahnverkehr mit Wurfankern sabotiert oder Gleise zersägt, wie das in früheren Jahren geschah. Wer so etwas tut, ist nicht verzweifelt, sondern gefährlich und dumm. Die Gefährlichkeit solcher Störer ist offenkundig. Ihre Dummheit ergibt sich daraus, dass sie ihrem angeblichen oder echten Anliegen nur schaden. Ihre Anschläge erschlagen die seriösen und berechtigten Argumente der Atomgegner, sie lenken ab von einem berechtigt harten und engagierten, aber friedlichen Protest gegen eine verkorkste Energiepolitik. Gewalt verwandelt eine so wichtige energiepolitische Debatte in eine Diskussion über innere Sicherheit.

schreibt Heribert Prantl in der SZ.

Mit der Friedlichkeit ist das so eine Sache …

Eine Latschdemo jenseits des erlassenen „Sperrgebiets“ oder ein Sit-In auf irgendeiner Wiese wäre zwar schön friedlich. Würde aber im Höchstfall einen Nebensatz in den Nachrichten erreichen, mehr aber auch nicht.
Das große Medienecho, dass die Castor-Transporte mittlerweile erfahren, hängt auch damit zusammen, dass es eben nicht nur Singkreise, Protestnoten, Lichterketten und kleine Aufmärsche im Nirgendwo gegen Atomenergie gibt, sondern massiven, aktiven, kreativen Protest und eben auch konkreten Widerstand.

Jetzt wird wieder übers Schottern debattiert, als den Eingriff in den Schienenverkehr an sich oder auch die Leichtfertigkeit bei der Verbreitung der Idee bzw. Durchführung einer Straftat (lawblog). Trotzdem heiße ich das gut. Es ist ja nicht so, dass da heimtückisch und heimlich Transportwege manipuliert würden, sondern es geschieht ganz offen angekündigt, laut und sichtbar. Die Idee an sich ist da auch nicht neu, die Wendländer haben schon früher Straßen untertunnelt, so dass die Castoren dort nicht fahren konnten. Das Schottern ist da nur die Erweiterung auf ein größeres Einsatzgebiet und letztlich auch leichter wieder zu beheben. Dass das Schottern eine Kontrolle der Transportwege erst erforderlich machen würde, die so vorher nicht stattgefunden hätte, nehme ich nicht an, und würde es auch nicht glauben. Auch die Ankettaktionen gehen im Gleisbett vonstatten. Wo zieht der Prantl die Grenze zwischen dem friedlichen Widerstand in Form von Sitzblockaden, Anketten an die Gleise – ja wie, unter den Gleisen durch, also durch den Schotter – und Abtragen von Schotter? Wohlgemerkt, moralisch bitte, nicht anhand des StGB. Und zur Leichtfertigkeit: Es bleibt immer noch jedem selbst überlassen, ob er schottert oder nicht.

Überhaupt nochmal die Sache mit der Friedlichkeit.

„Wir gehen davon aus, dass einige hundert gewaltbereite Autonome die Castor-Proteste für ihre Zwecke missbrauchen wollen“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Werner Wargel der Neuen Osnabrücker Zeitung.

(auch SZ, unter einer Bildstrecke)

Das ist doch nichts anderes als der Versuch, mit dem Schreckgespenst vom gewaltbereiten Autonomen Stimmung zu machen, Stimmung gegen die, die ihre Überzeugung für so wichtig halten, dass sie sie mit mehr als Latschen und Sitzen kundtun. Was sollen denn die „Zwecke“ der „Autonomen“ sein? Das wird wohl schon als bekannt vorausgesetzt, sinnloses Chaos und so Zeug wahrscheinlich.

Dabei reden wir da die ganze Zeit noch von Aktionen, meinetwegen auch Gewalt gegen Sachen, gegen Gleise, gegen Schotter. Die Gewalt gegen die Demokratie, gegen die Umwelt, gegen die Gesundheit der Menschen, die spielt mal wieder keine Rolle. Mit Abwägungen am Strafgesetzbuch oder an der absoluten Friedfertigkeit entlang kommt man, das haben die letzten Jahre gezeigt und das zeigt aktuell auch S21, nicht weiter. Und so nett der Prantl sich sonst äußern mag, diesmal ist er zu brav. Die kleine Handvoll Leute, die Hakenkrallen geschmissen hat, die Gleise angesägt hat, die Straßen untertunnelt hat, haben den Castor-Protest in den letzten Jahren nicht diskreditieren können und das können auch Schotterer nicht. Die Option, die Prantl heraufbeschwört, dass sich die Regierenden als Hüter von Recht und Ordnung profilieren können, verspielen sie ohnehin von alleine durch überzogene Polizeieinsätze ausgerechnet jetzt, wo die Öffentlichkeit durch S21 dahingehend sensibilisiert ist [dass es plötzlich ganz ganz böse ist, Leute zu verdreschen und mit Wasserwerfern anzugehen, nur weil man ihnen beim besten Willen keinen Blackblock mehr andichten kann, steht dabei noch auf einem ganz anderen Blatt].

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Ganz hingerissen

… bin ich ja seit Tagen davon:


– gefunden hier

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Nein wie geil :)

Das AZ Köln kämpft nach wie vor um seinen Bestand, die Bausubstanz ist zwar wider anderslautenden Angaben der Eigentümerin Sparkasse Köln Bonn weder desolat noch marode geschweigedenn lebensgefährlich sondern taugt ganz gut für den Betrieb eines AZ.

Die Spaßkasse versteht aber selbst keinen und versucht anders Fakten zu schaffen. Der Strom wurde schon abgestellt, die Wasserleitung sollte auch final gekappt werden (und damit auch Essig mit jeder Weiternutzung des Hauses, eine offene Demonstration also von "lieber nichts als ihr") – jedoch

Die Kappung der Wasserleitung zum Haus am frühen Montagmorgen konnte auf Grund eines Sperrmüllhaufens auf der Baustelle nicht durchgeführt werden.

Strike =)

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Soli

Ich sympathisiere mit dem AZ Köln.

Die Geschichte ist die Übliche, brachliegendes und unverplantes Gebäude, Wahlkampfgeschwurbel von "Herzensangelegenheit" AZ (selbstredend längst vergessen) und im Fazit die drohende Räumung.

Weil die offenbar realistischer erscheint als der Verbleib gibt ’s schon die Planung für die (Protest-)Zeit danach:

Demo für ein AZ! Samstag nach Tag X

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