Archiv für Kategorie Linke unter sich

A.C.A.B.

Sieht so aus, als käme nach der unsäglichen Pali-Diskussion jetzt ’ne neue Sau in Mode, die vom Thron der Hüter des linken Vokabulars aus durch ’s Dorf getrieben wird.

Und zwar geht es hierdrum.

Grundsätzlich ist es ja zu begrüßen, dass überlegt wird, ob man bestimmte Begriffe vielleicht doch zu blauäugig benutzt. Es ist auch durchaus richtig, die inhaltlichen Bedeutungen des deutschen Worts „Bastard“ mal eben auseinanderzunehmen und bewusst zu machen.

Blöd lässt einen dann aber aussehen, wenn die ganze Schrift auf dem Punkt aufbaut, dass ganz offensichtlich gewisse Feinheiten der Übersetzung englisch-deutsch übersehen wurden, nämlich im Sinne der so genannten ‚false friends‘, was Vokablen bezeichnet, die zwar hinreißend ähnlich aussehen, aber dennoch in beiden Sprachen unterschiedliche Bedeutung haben. Ein Beispiel wäre pregnant – prägnant.

Auch wenn der Fall beim englischen ‚bastard‘ nicht ganz so sehr auf der Hand liegt, trifft das Phänomen aber meiner Meinung nach trotzdem zu. Der Spruch heißt schließlich „All cops are bastards“ und nicht etwa „All policemen are bastards“.
Nachdem schon die Bezeichnung für die Polizisten umgangssprachlich gehalten ist, liegt doch eher nahe, auch für ‚bastards‘ eine solche Verwendung anzunehmen. Und umgangssprachlich bezeichnet ‚bastard‘ eben nicht Mischlinge oder Kinder unehrenhafter Abstammung, sondern einen Arsch, einen Mistkerl. So wie im deutschen mit ‚Bullenschweine‘ eben auch keine gentechnisch veränderten Chimären gemeint sind …

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Was hält eigentlich

ein linker israelischer Jude von der uneingeschränkten Israelsolidarität der Antideutschen?

Kann man hier nachlesen (via).

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Stoßseufzer von links

In letzter Zeit klick ich mich immer mal wieder durch das, was die örtliche und überregionale linke Szene so im Internet verbricht, und verzweifle doch immer wieder. Letztens mündete mein Entsetzen in dem Ausruf: "Sperr fünf linksradikale in einen Raum und sie gründen sieben Splittergruppen!" Da tummeln sich fröhlich Anti-Dies, Anti-Das, Anti-Jenes und zu den meisten noch die passenden Anti-Antis, wurschteln im besten Fall redundant nebeneinander her, und enden doch meistens im gegenseitigen Bashing und empört-theatralischer Selbstauflösung um aus den verbliebenen vier Mitgliedern mindestens zwei neue Aktionsgruppen zu gründen.

Die ganze Energie, die da verschwendet wird … na so naiv, dass man mit der schon die Revolution hätte durchziehen können, bin ich dann auch nicht 😉 – aber sie wäre sicherlich anderswo besser angelegt als in verzweifelten Selbstzerfleischungskämpfen.

Am Ende vom Lied bin ich u.a. deswegen autonomer Anarchist (sic!) – autonom neben der gängigen Bedeutung auch im wortwörtlichen Sinne und zwar deshalb, weil ich meine Position für mich selbst definiere und nicht an irgendwelchen Initiativgruppen. Ich hab keine Angst, meinen Standpunkt darzulegen und bin, denke ich, rethorisch eloquent und zur Not auch stur genug, ihn zu behaupten, jedenfalls scheue ich nicht, dass ihn jemand in der Luft zerreißt, selbst wenn ich kein ausgeklügeltes Manifest im Hinterkopf habe. Aber die Vorstellung, optimistisch oder auch skeptisch in so eine Runde Vollspacken zu geraten, die sich vordergründig was auf die Fahnen malen, zu dem ich auch stehen will, und die dann doch nur jedwede Bissigkeit ausleben müssen um ja dem radikalen Anspruch an sich selbst genüge zu leisten, davor gruselt mir so sehr, dass ich schon gar keine Lust mehr auf irgendwelche Grüppchen habe. Davor ekelt mich so sehr, dass ich meine Überzeugung da gar nicht hintragen will, auf dass sie nicht beschmutzt werde.

Allein schon die völlig verkrampfte Geschlechtsneutralität mit all ihren Auswirkungen von $Sonstwasse/innen über $SonstwassInnen bis hin zum mir erst jüngst begegneten $Sonstwasse_innen, das, so war zu lesen, auch noch den Transgender-Bereich mit einschließen soll – ich kann da nur den Kopf schütteln. Ich bin ja selbst doch ziemlich offenkundig ’ne Frau, und reagiere durchaus spitzfindig auf diverse Unterschlagungen von weiblichen Formen geschweigedenn Interessen, aber das find ich einfach nur peinlich. Aufrechte aus dem antisexistischen Lager (ha, um jede neutrale Form herumgeschrieben, ätsch!) behaupten an der Stelle sicher, ich sei nur vom patriarchalischen Diktat verblendet, aber ich fühle mich doch in einem Text nicht weniger angesprochen, nur weil da durchgängig die männliche Form verwendet wird. Im Gegenteil bezeichne ich mich selbst lieber mit der männlichen Form, weil das komische Anhängsel "in" doch irgendwie das fünfte Rad am Wort ist. Dabei schwingt auch irgendwas mit zwischen einem minderwertigen Gefühl und einer Entschuldigung fürs nicht Perfekte bei der "in"-Form mit, und nur da würde ich mir den Vorwurf noch gefallen lassen, doch verblendet zu sein. So ganz auseinanderklamüsern kann ich es jedenfalls nicht, wo das Gefühl herkommt. Die krampfhafte Neutralformulierung spielt dabei aber konkret auch eine Rolle. Anyway, Kunden vereinbarten früher oft mal einen Termin mit dem "Herrn" Asynchron, um dann ganz beschämt zusammenzuzucken, wenn ich aufkreuzte – war halt ein Job, bei dem man nicht unbedingt dachte, dass eine Frau ihn erledigen werde. Aber das hat mich doch nicht gestört, im Gegenteil. Die Arbeit wurde schmunzelnd erledigt, und dann ging ich mit der Gewissheit weg, dass der mich erstens nicht so schnell vergessen und zweitens anderen Kolleginnen gegenüber mal eine andere Einstellung an den Tag legen wird.

Und dann die Geschichte mit den Klamotten bzw. speziell dem einen bestimmten, zuletzt auch mainstreammodisch ausgebeuteten Accessoire. Dazu hab ich selbst schon mal vorsichtig was geschrieben, Woschod hat noch viel feinere Links dazu. Dem füg ich gar nicht mehr viel hinzu, nur das: Wer meint, meine politische Einstellung bzw. Correctness an dem festmachen zu können, was ich mir nach Tageslaune an den Körper bzw. in dem Fall den Hals hänge, glaubt auch, kriminelle Neigungen oder ethnische Abstammung an körperlichen Merkmalen festmachen zu können.

Naja. So könnt ich noch stundenlang weiterschrieben und jedem Extrakorrektradikalen sein Fett verpassen, aber die Beschwerde muss jetzt erstmal wieder genügen. Hey, es ist fünf Uhr früh …

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Erholung aus der Fussnote

Es begann mit einem ziemlich fürchterlichen Artikel bei Telepolis, der sich damit befasste, wie ach-so-politisch-unkorrekt doch die viereckigen Woll-Baumwollschals aus dem nahen Osten sind.

Nachdem zuletzt Nieten aller Orten und ein annähernd punkiger Look bei H&M zu haben war, empfinde ich es eigentlich nur als logischen nächsten Schritt, auch noch das Palituch qua Annexion durch den modischen Mainstream jeglicher anderer Assoziationen zu berauben. Den kurzlebigen Trends eine tiefere innewohnende Bedeutung oder seismographische Fähigkeiten zuzuschreiben, hieße meiner Meinung nach, den profit- und hypegeilen Mode- und Magazinmachern weitaus zuviel zuzutrauen.

Zudem ist es ja auch ein reichlich pubertärer Gedanke, anzunehmen, dass das Tragen von Kleidungsstücken den Träger zu irgendwas macht. Die Idee wird zwar noch von vielen verfochten, aber letztlich macht ein Dirndl keine CSUlerin und ein Pali weder Freischärler, Antisemit noch Stadtguerilla.

Im Forum unterm Artikel fand ich dann aber ein Statement, das mir einfach gut gefiel:

Diese kritiklose Solidarität-mit-Israel-Schiene der Antideutschen ist allein schon Grund genug, mit einem Palituch herumzulaufen, wenn man unter Linken ist.


Und irgendwo kommt mir hinter diesen Kulissen immer wieder die Frage, ob das an der verdammten basisdemokratisch- emanzipatorischen Grundidee liegt, dass sich die Linken – subjektiv wahrgenommen – immer wieder in Grabenkämpfe zerteilen und destruktiv ablehnen, was nicht 100% ihrer Doktrin entspricht; oder ob das bei den Rechten genauso zersplittert zugeht und da alle hierarchischen Strukturen nix fruchten.

 

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