Archiv für Kategorie (Medien)Echo

Whatsapp – so what?

Nachdem jetzt den ganzen Tag auf allen (!) Kanälen der Tenor „OMFG ZUCKERBERG HAT JETZT UNSERE WHATSAPP-NACHRICHTEN JETZT SIND WIR PRAKTISCH NACKT“ an mir vorbeilief, fass ich mir jetzt mal öffentlich an den Kopf.
ALLES, was 1. nicht End-2-End-verschlüsselt ist und 2. über irgendwelche Server läuft, hat zwangsläufig das Privatsphärenniveau einer Postkarte.

Die Älteren (*haha*) erinnern sich vielleicht noch an ICQ 😛 und in den alten Nutzungsbedingen von Mirabilis hieß es schon in den 90ern, dass alle Nachrichten über Mirabilis‘ Server laufen und ihnen praktisch gehören.
Als ob sich sowas mit der Zeit zum Besseren, sprich zur Achtung der Privatspähre ändern würde …

Und wo ist überhaupt das Problem, Facebook betreibt intensives Nutzerprofiling, das sollte auch dem letzten Nutzer langsam klar sein. Dagegen kann man FB sein lassen, gezielt Falschinformationen einsetzen oder soviel weißes Rauschen produzieren, dass wichtigere Dinge hoffentlich untergehen. Oder die halt aus FB raushalten.

Dass Whatsapp auch nicht grade ein Heiliger in Sachen Datenschutz ist, war doch auch bekannt. Wo also ist die Verschlechterung?

„Jetzt hat Facebook meine Telefonnummer!“ *???* Die eine Hälfte benutzt FB eh schon mobil, und die Hälfte, die das nicht tut: Wie soll FB den Link zwischen der Person und der Telefonnummer hinkriegen, wenn nicht über den Klarnamen? Und wenn man mit Klarnamen bei FB auftritt, ist es dann nicht ohnehin schon egal?

Beim Aufkaufen von Whatsapp durch Facebook ist das Geheul groß, aber beim ganz allgemeinen Absniffen ALLER Kommunikationsdaten via Vorratsdatenspeicherung und Geheimdienste …? Überhaupt Vorratsdatenspeicherung … aber das ginge zu weit vom Thema weg.

Wer Dinge digital kommuniziert – und zunehmend laufen Telefonate ebenfalls via VoIP, also ebenfalls digital, von den althergebrachten Abhörmethoden noch ganz abgesehen -, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind und sie dann nicht maximal verschlüsselt, ganz ehrlich: Selbst schuld. Das hat sich mit dem Aufkaufen definitiv nicht verändert.

Entweder man war sich der Öffentlichkeit seiner Daten die ganze Zeit bewusst und hat sich entsprechend verhalten – Hinnahme oder Gegenmaßnahmen gleichermaßen -, oder aber man sollte sich statt rumzuheulen lieber mal 2-3h in Recherche vertiefen und sich fragen, warum einen erst dieser Vorgang aufregt.

Dann werden noch ein paar Alternativen hochgelobt, aber die kranken alle an den gleichen Problemen. Sie laufen über Server, sie laufen auf kompromittierbaren Geräten, sie kommen von Anbietern aus Staaten, die freigiebig Daten ausliefern.
Wertvoll dazu auch Fefe heute: http://blog.fefe.de/?ts=adfb2675

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Lügen & Propaganda

Den 3. Tag in Folge keine der angekündigten Riots in Sicht. Kleine Demonstrantengruppen spielen Katz und Maus mit der Bullizei quer durch Frankfurt. Summa müßten es den Insiderberichten zufolge inzwischen 600-800 Ingewahrsamnahmen sein, GeSas von Frankfurt über Wiesbaden und Gießen bis Nord-und Osthessen.

Zu wenig Riots zu vermelden, dann schreiben wir eben welche zusammen. Das ehemalige Nachrichtenmagazin schreibt von Wasserwerfern, die schon eingesetzt worden wären. Die Info hat aber auch nur Spon.
An anderer Stelle ist aufgetaucht, es habe Steinwürfe gegeben: „11:41 Uhr: Mehrere Demonstranten sollen am Untermainkai östlich der Mainluststraße aus einer Gruppe heraus Steine auf unbeteiligte Passanten geworfen und mehrere verletzt haben, berichtet ein Twitter-Nutzer. Wir können diesen Bericht bisher nicht bestätigen. Einzelne Demonstranten berichten von vermummten Demonstranten, Steinwürfe haben sie aber nicht gesehen.“ (FR-Online-Ticker), was die „Zeitung“ mit den 4 Buchstaben angeblich inzwischen auch aufgegriffen haben will. Kann ich nicht nachprüfen, da ich da aus Prinzip nicht hinsurfe. Dass es sich da um eine Propagandalüge handelt, erklärt sich aber von allein – wieso sollte man auf Passanten schmeißen, was für ein Bullshit.
Im TV immerhin keine derartigen Falschmeldungen, nur Berichte von einer aufgelösten Kundgebung nahe bei der EZB, bei der man auch sehr schön sieht, wie ein Cop einen Demonstranten und eher älteren Herrn der Mittelschicht völlig grundlos quer durch die Wiese pfeffert.

Nebenbei hat Anonymous mal eben die Homepage der Stadt unter frankfurt.de runtergefahren, nicht ganz stabil aber immerhin auch.

Lieblingstweet von gestern: „Wir weisen darauf hin, dass wer ein Grundgesetz auf die #blockupy -Demo nimmt, die Verfassung gefährdet: So ein Buch geht schnell kaputt!“

Lieblingstweet von heute bis jetzt: „Die Polizeihundertschaft läßt Demo stehen & zieht gerade einfach ab in die Mittagspause.“ Was auch live zu sehen war bei CastorTV.

Alle die heute und morgen in Frankfurt unterwegs sind: Passt gut auf Euch auf …. !!!

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Mainstream vs. Schottern

Der Widerstand von Gorleben ist zu einer Volksbewegung von Hausfrauen, Pfarrern, Lehrern und Bauern geworden. Doch wenn die Gewalt den friedlichen Protest überschattet, ist das ein Fiasko. Denn so kann sich die verbohrte Atompolitik als Hüter von Recht und Ordnung stilisieren […] Gewalt sei nichts anderes als Vernunft, die verzweifelt: Dieser Satz stammt vom spanischen Philosophen Ortega y Gasset. Aber als Entschuldigung für die Atom-Gewalttäter ist dieser Satz unbrauchbar und als Erklärung für die Anschläge auf den Schienenverkehr untauglich. Wer ein Gleisbett zerstört, ist genauso ein Straftäter wie der, der den Bahnverkehr mit Wurfankern sabotiert oder Gleise zersägt, wie das in früheren Jahren geschah. Wer so etwas tut, ist nicht verzweifelt, sondern gefährlich und dumm. Die Gefährlichkeit solcher Störer ist offenkundig. Ihre Dummheit ergibt sich daraus, dass sie ihrem angeblichen oder echten Anliegen nur schaden. Ihre Anschläge erschlagen die seriösen und berechtigten Argumente der Atomgegner, sie lenken ab von einem berechtigt harten und engagierten, aber friedlichen Protest gegen eine verkorkste Energiepolitik. Gewalt verwandelt eine so wichtige energiepolitische Debatte in eine Diskussion über innere Sicherheit.

schreibt Heribert Prantl in der SZ.

Mit der Friedlichkeit ist das so eine Sache …

Eine Latschdemo jenseits des erlassenen „Sperrgebiets“ oder ein Sit-In auf irgendeiner Wiese wäre zwar schön friedlich. Würde aber im Höchstfall einen Nebensatz in den Nachrichten erreichen, mehr aber auch nicht.
Das große Medienecho, dass die Castor-Transporte mittlerweile erfahren, hängt auch damit zusammen, dass es eben nicht nur Singkreise, Protestnoten, Lichterketten und kleine Aufmärsche im Nirgendwo gegen Atomenergie gibt, sondern massiven, aktiven, kreativen Protest und eben auch konkreten Widerstand.

Jetzt wird wieder übers Schottern debattiert, als den Eingriff in den Schienenverkehr an sich oder auch die Leichtfertigkeit bei der Verbreitung der Idee bzw. Durchführung einer Straftat (lawblog). Trotzdem heiße ich das gut. Es ist ja nicht so, dass da heimtückisch und heimlich Transportwege manipuliert würden, sondern es geschieht ganz offen angekündigt, laut und sichtbar. Die Idee an sich ist da auch nicht neu, die Wendländer haben schon früher Straßen untertunnelt, so dass die Castoren dort nicht fahren konnten. Das Schottern ist da nur die Erweiterung auf ein größeres Einsatzgebiet und letztlich auch leichter wieder zu beheben. Dass das Schottern eine Kontrolle der Transportwege erst erforderlich machen würde, die so vorher nicht stattgefunden hätte, nehme ich nicht an, und würde es auch nicht glauben. Auch die Ankettaktionen gehen im Gleisbett vonstatten. Wo zieht der Prantl die Grenze zwischen dem friedlichen Widerstand in Form von Sitzblockaden, Anketten an die Gleise – ja wie, unter den Gleisen durch, also durch den Schotter – und Abtragen von Schotter? Wohlgemerkt, moralisch bitte, nicht anhand des StGB. Und zur Leichtfertigkeit: Es bleibt immer noch jedem selbst überlassen, ob er schottert oder nicht.

Überhaupt nochmal die Sache mit der Friedlichkeit.

„Wir gehen davon aus, dass einige hundert gewaltbereite Autonome die Castor-Proteste für ihre Zwecke missbrauchen wollen“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Werner Wargel der Neuen Osnabrücker Zeitung.

(auch SZ, unter einer Bildstrecke)

Das ist doch nichts anderes als der Versuch, mit dem Schreckgespenst vom gewaltbereiten Autonomen Stimmung zu machen, Stimmung gegen die, die ihre Überzeugung für so wichtig halten, dass sie sie mit mehr als Latschen und Sitzen kundtun. Was sollen denn die „Zwecke“ der „Autonomen“ sein? Das wird wohl schon als bekannt vorausgesetzt, sinnloses Chaos und so Zeug wahrscheinlich.

Dabei reden wir da die ganze Zeit noch von Aktionen, meinetwegen auch Gewalt gegen Sachen, gegen Gleise, gegen Schotter. Die Gewalt gegen die Demokratie, gegen die Umwelt, gegen die Gesundheit der Menschen, die spielt mal wieder keine Rolle. Mit Abwägungen am Strafgesetzbuch oder an der absoluten Friedfertigkeit entlang kommt man, das haben die letzten Jahre gezeigt und das zeigt aktuell auch S21, nicht weiter. Und so nett der Prantl sich sonst äußern mag, diesmal ist er zu brav. Die kleine Handvoll Leute, die Hakenkrallen geschmissen hat, die Gleise angesägt hat, die Straßen untertunnelt hat, haben den Castor-Protest in den letzten Jahren nicht diskreditieren können und das können auch Schotterer nicht. Die Option, die Prantl heraufbeschwört, dass sich die Regierenden als Hüter von Recht und Ordnung profilieren können, verspielen sie ohnehin von alleine durch überzogene Polizeieinsätze ausgerechnet jetzt, wo die Öffentlichkeit durch S21 dahingehend sensibilisiert ist [dass es plötzlich ganz ganz böse ist, Leute zu verdreschen und mit Wasserwerfern anzugehen, nur weil man ihnen beim besten Willen keinen Blackblock mehr andichten kann, steht dabei noch auf einem ganz anderen Blatt].

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War against people

Die Geschwindigkeit steigt.
Die Zahlen sind noch nicht draußen, allein das Getuschel gab in den letzten Tagen schon genug Anlaß zur Besorgnis, von den nicht in Zahlen benennbaren Bestandteilen der geplanten Umgestaltung des SGB ganz zu schweigen (erläuterte Zusammenfassung z.B. auch beim Sozialticker).

Der letzte Stand der Gerüchte besagt nun, der Regelsatz für ALG2-Empfänger (alleinstehende volljährige wohlgemerkt) solle um ganze 5 Euro steigen.
Rausgerechnet wurden bei dem Gerücht wohl die dekadenten 13,irgendwas Euro, die bei den Nahrungs- und Genußmitteln für Tabak und Alkohol vorgesehen waren, stattdessen sollen Praxisgebühren und Internetkosten aufgenommen worden sein.
Grob überschlagen: 13 Euro raus, 5 rein, macht 18 Euro für Praxisgebühren und Internet. Praxisgebühren 1x pro Quartal, also 3 Euro im Monat, bleiben 15 Euro für Internet. Knapp, meine Herrschaften, knapp. Aber Bedarfsunterdeckung ist man ja die ganze Zeit schon gewohnt (vgl. die Aufschlüsselung des ALG2-Satzes, der ich mich schon mal ausgiebiger gewidmet habe).

Angesichts dieser aber nun wirklich wahnwitzig überzogenen Überalimentierung der Taugenichtse und Schmarotzer verwundert es nicht wirklich, dass die rechtschaffene Empörung sich Bahn bricht, wie zum Beispiel in diesem Kommentar namens „Regierung setzt dem ruinösen Sozialstaat ein Limit“ in der Welt.

Schön, dass dabei unter anderem völlig unter den Tisch fällt, dass die dummsture Weigerung, Mindestlöhne einzuführen, zum Ergebnis hat, dass die Arbeitspflicht von Leistungsempfängern zu einem Lohnniveau geführt hat, das Vollzeitarbeit längst nicht mehr immer ausreicht, um auch nur den Mindestbedarf zu decken. Die Folge davon ist wiederum, dass die Dumpingarbeiter seit Einführung von Hartz IV mit 50 Milliarden unterstützt werden mußten (FR), um eben auch nur das Niveau zu erreichen, das euphemistisch als soziokulturelles Existenzminimum bezeichnet wird. Unter solchen Gegebenheiten noch von sowas wie „Lohnabstandsgebot“ zu faseln, spottet echt jeder Beschreibung.

Am Überraschendsten ist dabei noch, dass nicht mal die Leser mit der These übereinstimmen – mal schauen wo sich das über den Tag noch so hinentwickelt:

Dass sich die Koalition bei dem Coup auch noch kaltlächelnd über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar hinwegsetzt, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Eine noch bessere Demonstration, dass es hier um nichts mehr geht, außer das Speichellecken bei den Lobbyisten und Nach-Amts-Arbeitgebern, hätte man kaum kriegen können.
Ob der Verfassungsschutz sich hinreißen lässt, statt Automobilpyromanen u.ä. die amtierende Regierung zu überwachen? Angebracht wäre es.

Addendum: Noch zwei Links zum gleichen Thema:
Manchmal wünscht man sich die RAF zurück – F!XMBR
(auch die Links am Ende des Beitrags beachten, ich verlinke sie nicht nochmal, weil auch nur dort gefunden, die Meriten kann ich mir nicht aneignen ;))
Hartz IV: Fünf Euro in den Hut! Sadisten bei der Züchtigungsarbeit! – trueten

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Sommerlochthema Homöopathie

Eigentlich wollt ich mir dazu jedes Wort verkneifen. Homöo-Pro und Homöo-Contra sind in etwa wie Windows- und Linux-Fans in ihren besten Zeiten.

Eine erholsam pragmatische Ansicht gab ’s im [i:rrhoblog] zu lesen.

Was mich in der Tat wirklich stört, und zwar obwohl ich das Flamewar-Potential des Themas eigentlich kenne, dass bei den Homöopathie-Bashern schlicht die Rollläden runterzugehen scheinen. Sogar Fefe entblödet sich nicht, Godwin’s Law zu erfüllen (und das noch in Co-Produktion mit dem Ex-Nachrichtenmagazin, das gibt einen Stockhieb zusätzlich).

Ziemlich übel find ich auch die Scheuklappen-Argumentation von korrupt (den ich ja eigentlich total mag, um so geschockter bin ich), denn sie kann so leicht gegen alle verwandt werden.

1. Wer Esoscheiße will, soll sie selbst bezahlen.
Wenn ich zum Hellseher gehe oder zum Medizinmann, wenn ich das Ki in meiner Bude vom Experten zum Fließen bringen lasse oder wenn ich eben die Komplementärwirkung von Hundescheiße homöopathisch verschüttelt haben will: immer gerne. Aber nicht auf Kosten anderer.

Umkehrung: Wer rauchen/dick sein/Sport treiben/Kinder kriegen/60 Jahre alt werden will, soll das selbst bezahlen. Hintenraus überspitzt, die Anfänge davon erleben wir aber schon. Das Argument, dass die nutzlose Homöopathie immerhin nur einen Bruchteil der hilfreichen Apparate- und Pharmako-Therapien kostet, gilt ja ohnehin nicht, siehe Punkt 4.

2. Kassenärzten, die Homöopathie anbieten, sollte die Zulassung entzogen werden.
Ein Hochschulstudium, insbesondere ein Promotionsstudium dient dem Erlernen des wissenschaftlichen, evidenzbasierten Arbeitens. Wer Patienten Homöopathie anbietet, hat das entweder trotz Promotion nicht erlernt oder er er arbeitet wissentlich mit wirkungsloser Scharlatanerie, weil er so eben noch ein paar Esotrottel mehr bei der Kasse abrechnen kann. In beiden Fällen sehe ich die Grundlagen für eine ärztliche Tätigkeit nicht gegeben.

Umkehrung: Der Einsatz von Placebos wird ab sofort ebenfalls geahndet, da wissentlicher Einsatz von wirklungslosen Mitteln.
Zweiter Gedanke: Akademikern, Administratoren, Eltern … die Zweifel an 100%iger Treue zur staatstragenden Doktrin erkennen lassen, sollte die Zulassung/Erlaubnis entzogen werden … Ja, ich bin so polemisch, den Homöopathie-Hass als Doktrin zu bezeichnen. Dazu kommt gleich noch was.

3. pulle ich mal ne Zensursula: Homöopathie ist Kindesmisshandlung
Wenn erwachsene Leute sich die Globuli reinpfeifen, läuft das unter Selbstverantwortung (auch wenn ich angesichts der esoterischen Durchseuchung der angeblichen “Wissensgesellschaft” da vielen Leuten nicht vorwerfen kann, dass sie es eben nicht besser wissen). Aber die Kinder können mal gar nichts dafür. Und die werden von ihren alternaiven Eltern drauf konditioniert, dass es für jeden Dreck ein Kügelchen gibt, das man sich reinpfeifen kann. So schafft man Zukunftsmärkte. Dass in den einschlägigen Kreisen auch meist die üblichen, bösartigeren Kindsmisshandler wie Impfgegner und Virenleugner anzutreffen sind, ist an der Stelle nur Randnotiz, aber ich wills anmerken.

Umkehrung: Wie liest man es noch immer wieder gern, wieviel % der Schulkinder kriegen zum aktuellen Stand eine fixe Dauermedikation, insbesondere gg. (vermeintliches) ADHS? Und lernen die Kinder von ihren Schmerzmittel-, Betablocker-, Tranquilizer-, Aufputschmittel- und Prozac-reinpfeifenden Eltern etwa nicht, dass es für jeden Dreck eine Pille gibt?
Die Anführung einer mehr als zweifelhaften Untergruppe der Homöopathie-Befürworter kratzt auch hart an den üblichen Usenet-Laws. Wenn auch nur als Randnotiz. Aber warum zurückstecken, wenn man diskreditieren und über einen Kamm scheren kann.

4. Es geht nicht ums Geld, sondern gegen die Verdummung
Es ist mir scheißegal, wenn ein D20-Verschüttler auch nachts und bei Vollmond weniger kostet als ein Angestellter in der Medikamentenproduktion. Es geht gegen die Verblödung der Gesellschaft mit esoterischem Schwachsinn. Es geht darum, dass die Leute endlich wissen, dass die Homöopathie wirkungsfreier Hokuspokus ist, und ich rede jetzt nicht von der Klientel, deren Schnupfen statt nach ner Woche mit Globulibehandluing bereits nach sieben Tagen vorbei war. ich habs x-mal zu lesen und zu hören bekommen, wie Leute Therapieodysseen, unter anderem eben auch mit wirkungslosem Müll wie Homöopathie hinter sich gebracht hatten, einfach weil sies nicht besser wussten. Und je nach Krankheit trägt man da Folgeschäden mit sich rum. Je weniger Scharlatanerie und esoterischer Blödsinn eine solche Adelung durch Kassen und Ärzteschaft erfährt, desto besser für die Patienten. Und an sich ist es ein Trauerspiel, dass man sowas *gegen* manche Kassen und “Ärzte” durchsetzen muss. Von der Politik ist man entsprechende Klientelpolitik ja gewohnt…

Umkehrung: Alles was derzeit nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden mess- und erklärbar ist, ist nichtexistent. Inklusive Intellekt und freier Wille (wie passend, ist das doch die aktuell hippste Lehrmeinung der Neuropsychologie).
Die Gegengeschichten von Therapieodysseen mit Happy End beim Homöopathen werden ja nicht gelten gelassen (siehe Kommentardiskussion bei korrupt, will er auch gar nicht mehr lesen, laut Kommentar #10), also spar ich mir die. Wieso nur gelten aber die Negativbeispiele? Ach ja, weil man Hypothesen nicht beweisen sondern nur widerlegen kann. Unsauber an der Argumentation find ich nur, wenn die „alternative“ Behandlung scheitert, gilt das als Negativbeleg gegen die Methode. Wenn die naturwissenschaftlich fundierte Behandlung scheitert, war es ein Kunstfehler oder jede Hilfe kam halt zu spät.
Da könnt ich mich fast wirklich echauffieren, mit einer ähnlichen Inbrunst, mit der die Gegner sich gegen Impfungen ereifern, wird zur Hexenjagd gegen Homöopathie geblasen und dabei die Apparate- und Pharmakotherapie außerhalb jeden Zweifels gerückt, als gäbe es keine Nebenwirkungen, Kunstfehler und fehlenden Antworten auf diese oder jene Krankheit. Drum ging ich auch soweit, das als Doktrin zu bezeichnen.

Fundamentalistische Ansichten sind niemals gut. Auf keiner Seite. Man hüte sich davor!

Und auch wenn ’s jetzt in den argumentatorischen Fluß nicht mehr reinpaßte, muss ich trotzdem noch drauf rumreiten, einerseits wird vorgerechnet, dass in den Potenzen ohnehin nicht mal mehr ein einziges Molekül des „Wirkstoffs“ mehr drin ist, auf der anderen Seite wird sich drüber aufgeregt, was da so alles Verwendung findet. Ja, ist nun nichts drin, dann ist es doch auch egal oder? Oder bleibt doch irgendwas übrig, das die Empörung über ein Hundekot-Mittelchen rechtfertigt, wo kommt es denn dann her, wenn doch nicht messbar? Hinter der „Logik“ komm ich jedenfalls nicht hinterher.

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Auch Du, meine c’t!

Jetzt  hat ’s mir grade einen wunderschönen Flame auf ’s Energiesparlampenbashing vernichtet, ich hasse das Internet -.-

Anyway, nachdem ich heute zur FSA09 leider verhindert war, blieb mir nur, in Ruhe die c’t vom kommenden Montag durchzuschmökern. Und obwohl ich Editorials im Allgemeinen und das der c’t grundsätzlich sehr schätze, blieb mir heute fast der Rauch im Halse stecken. Selbst die c’t oder zumindest der diesmalige Autor des Editorials entblödet sich nicht, in den Reigen derer einzusteigen, die vermeinen, beim Gebrauch von Energiesparlampen wahlweise zu kaltes, zu funzeliges oder gar flimmerndes Licht zu bemerken. Ich hab da schon vor neun Monaten herzlich drüber geschimpft, aber dass jetzt auch noch die c’t … ich bin erschüttert.

Jedenfalls hätte ich meinen Spaß daran, die Energiesparlampen-Hasser mal zu mir einzuladen und nach einem gemütlichen Abend weit nach Einbruch der Dunkelheit das Thema ganz scheinheilig auf Glühbirnen zu lenken. Das Geräusch der am Boden aufschlagenden Kinnladen wenn ich meine gemütlich schummrige Wohnungsbeleuchtung als komplett mit Energiesparlampen realisiert oute, wäre mir ein Fest.

Salvatorische Klausel: Dabei gebe ich offen zu, dass ein paar der billigsten Lämpchen aus dem Elchmöbelhaus mit der Zeit einen Dieselcharakter entwickeln und ihre ganze Leuchtkraft erst nach ein paar Minuten vorglühen entwickeln, beliebige Baumarktleuchten zeigen diesen Effekt aber schon nicht mehr. Über die Farbtemperatur kann ich mich nach wie vor auch nicht im Geringsten beklagen und dass die Dinger nun angeblich flimmern würden – ich sehe am CRT den Unterschied zwischen 75 und 100 Hertz spontan (auch wenn gutes LSD noch eine bessere Farbauflösung hergibt, aber das ist ein anderes Thema), aber bei meinen Lämpchen kann ich selbst angesichts einer lapprigen 50er-Jahre-Elektroinstallation mit eingebauter Brummschleife kein Flimmern erkennen …

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Also was ist das denn?

Seit 12 Minuten schau ich einen Dokumentarfilm auf 3sat, der da heißt "Eure Kinder werden so wie wir". Im Videotext angekündigt als Dokumentarfilm von 2007 über G8 in Heiligendamm und einen Castor-Transport von November 2006.

Seit 12 Minuten ist in dem Film kein einziges Wort gefallen, er wird beherrscht von ziemlich unterbelichteten Bildern aus Wäldern und von einer Wiese, auf der man die Frösche quaken hört und schemenhaft vermutlich Einsatzkräfte mit ihren Hunden mit Taschenlampen rumlaufen ahnt.

Schon der Titel stellt mich vor ein Rätsel, wer sind die angesprochenen, wer sind "wir"?
Ist das die Ankündigung der Demonstranten an die Einsatzkräfte, die Gesellschaft werde sich wandeln und ihre eigenen Kinder werden ihnen dereinst der Vorwurf machen, warum sie nichts dagegen getan haben sondern noch die Veranstaltungen beschützt haben?
Oder ist das die Siegesgewissheit des personifizierten Staates, der den Demonstranten prophezeit, ihr Engagement werde verpuffen und in ein paar Jahren werden alle zur Vernunft gekommen sein?

Minute 16: Schauplatz jetzt vermutlich (anhand des Zauns identifiziert) Heiligendamm – vereinzelte Polizisten auf Wiesen mit Ferngläsern, ein einsames geruhsam grasendes Pferd, 2 große grüne und eine kleine schwarze Fliege auf einem Pfederapfel.

Ich hab schon vor 10 Minuten vor dem Film kapituliert, der einfach schlicht überhaupt keine Aussage macht, noch nicht mal seinen Titel erklärt. (*)

Minute 22: Vorbeifahrt an grünen Alleebäumen sowohl mit Blättern als auch mit Schutzausrüstung. Wie gehabt kommentarlos.

Das einzig Lehrreiche ist, dass eine reine Bilddokumentation für alle Zwecke gebraucht werden kann – wer das allerdings noch nicht wußte, hat auch ein bemerkenswertes Mass Naivität am Start. Die Bilder würden in die Mainstreammedien genauso passen wie nach Indymedia, wirken aber in ihren nicht mittig gehaltenen Einstellungen eher wie ein missglückter Versuch, Filmkunst zu machen. Ansonsten nichts, was der geneigte Zuschauer nicht schon exakt oder annähernd so nicht schon 1000x anderswo gesehen hätte, durchsetzt von reizenden Naturaufnahmen.

Letztlich bin ich ziemlich entrüstet, dass jemand sowas als Dokumentarfilm anbietet, und darüber hinaus, dass dann auch noch Sendezeit dafür geopfert wird.

(*) Das muss ich revidieren: Minute 25 löst auf: Es handelt sich um einen Sprechchor von Demonstranten angesichts eines Wasserwerfereinsatzes.

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Analog-Blogging

Eigentlich wollte ich mich schon seit längerem mal über den Sommerloch-Hype auslassen, mit dem sich die Entertainment-Medien derzeit auf die erschröckliche Entdeckung stürzen, dass in vielen Nahrungsmittelprodukten, die mit Käse werben, nur noch ein Kunstprodukt davon zu finden sei, so genannter Analog-Käse.
Nachdem ich mich wie meistens zu lange vor dem Bloggen gedrückt hatte, kam mir die Welt zuvor, mit einem Artikel, der die Ehre der Ersatznahrungsmittel rettet. Dem schließe ich mich jetzt an mit einem Blog-Post, der keine neuen Inhalte mitbringt, also nur ein Analog-Blogging ist.

Unbenommen ist an dem Käse-Hype, dass definitiv deklariert gehört, wenn einfach nicht drin bzw. drauf ist, was man eigentlich erwartet. Angegeben sollte es schon sein, dass da nur Milcheiweiß, Pflanzenfett und Stärke (woraus Analog-Käse lt. dem Welt-Artikel besteht) zusammengematscht und auf das Brötchen geschmolzen wurde, und eben kein echter Käse.

Damit hat sich die gerechtfertigte Empörung aber auch schon wieder erledigt. Dass sich jetzt die Fernsehsender mit missionarischem Eifer auch gleich noch auf andere Produkte stürzen, die nicht so 100% dem entsprechen, was auf der Packung steht, aber die Kriterien im Grunde genommen einhalten, das ist doch wieder mal nur Ablenkung. Reingezappt hab ich z.B. in eine Sendung (keine Ahnung mehr wo, pardon), wo neben dem Analog-Käse auch Schwarzwälder Schinken, diverse Pesti und als Krone allen Übels Surimi auf der Anklagebank standen.

Der Schinken, da die Schweine nicht aus dem Schwarzwald stammen, sondern der Schinken nur dort geräuchert wird – nun, da gibt es wohl augenscheinlich eine Richtlinie, die besagt, Schwarzwälder Schinken müsse im Schwarzwald hergestellt werden. Das leuchtet aber auch mir auf der Stelle ein, dass so viele Schweine die kleine Region nicht hervorbringen kann, und was diesen Schinken zu dem macht, was ihn ausmacht, ist sicherlich das Räuchern, und das geschieht wohl nun auch unzweifelhaft im Schwarzwald. Von einer kleinen verträumen und abgeschiedenen Kate kann ebenso unzweifelhaft keine Rede sein, aber die Naivität sollte man auch wiederum nicht aufbringen.

Bei den Pesti hatten die Empörer auf dem Kieker, dass statt Oliven- Sonnenblumenöl und statt Pinienkernen Cashewmehl drin sei. Steht aber so auch drauf. Kann jeder nachlesen. Und keiner braucht so ein pesto-ähnliches Produkt jemals wieder kaufen, wenn es ihm nicht geschmeckt hat. Hat es hingegen doch, hat es seinen Zweck doch erfüllt, qualitativ schlechter ist es letztlich nicht, es ist eine Öl-Kräuter-Nuss-Pampe mit einer bestimmten Geschmacksrichtung.

Beim Surimi geht mir dann endgültig der Hut hoch. Schon als ich vor (grauenhaft) vielen Jahren im Schüleralter bei einem Supermarkt mit Fischtheke jobbte, stand in der Auslage unter dem Namen Surimi groß und deutlich "Krebsfleischimitat". Mich persönlich hat eher der Teil mit dem Krebsfleisch abgeschreckt denn der Teil mit dem Imitat. Aber dass Surimi nun falsch deklariert wäre, kann man dem Fischbrät nun wirklich nicht vorwerfen. Und wenn Pseudo-Garnelen aus Fisch-Formfleisch, also Surimi, bestehen, steht das auch deutlich drauf. Das konnten nicht mal die Berufs-Aufreger bestreiten. Und nur nach Bild kauft man doch spätestens seit Falling Down nicht mehr ein ("Was ist an diesem Bild falsch?"). Ein letzter Gedanke zu Surimi: Zum Mäcces oder zur Tiefkühltruhe gehen und so genannte Chicken Nuggets kaufen tut ihr doch alle gern, auch ihr Medienschlampen, oder? Schon mal nachgelesen, dass das Zeug auch nur aus Hähnchenformfleisch besteht, sozusagen aus Geflügelfleischimitat? Ihr wollt gar nicht wissen, was da vom Geflügel alles reinkommt, wetten?

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Beim nächsten Ton ist es: Amok

Einen neuen Schulgong für den Fall eines Amoklaufs malt sich die Karlsruher CDU aus (via). Beim Erklingen sei die ausgerufene Verhaltensregel, sich in den Klassenräumen zu verschanzen.

Sind ja auch so häufig geworden, diese Schulamokläufe, dass man dafür ein eigenes Klingelzeichen braucht. Bravo Propaganda.

Davon abgesehen, von dem Klingelton weiß ja dann auch der mutmaßliche Amokläufer. Da bietet sich doch dann folgendes Vorgehen an: Initial die ersten Opfer auf die ‚klassische‘ Amoktour, dann den Knopf für den Amokalarm drücken oder auch gerne drücken lassen und dann an strategisch wichtigen Stellen das Haus in Brand stecken. Anschließend muss er sich nur noch an einem günstigen Plätzchen auf die Lauer legen …

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Zeux was die Welt nicht braucht

Vor Jahren gab es schon mal ’nen Ansatz, Einweg-Medien auf den Markt zu bringen. Hat sich nicht durchgesetzt. Das hindert allerdings die nächsten nicht, auf die gleiche Weise ein wenig Geld in den Sand zu setzen, wie in der Netzeitung steht. "Die Rotation im Abspielgerät" soll einen "physikalischen Prozeß" starten, der "das Steuerungsmenü unbrauchbar mache". Allerdings erst nach 48h.

Mal ganz davon abgesehen, dass zum Vollflopp des Produkts wohl auch ausreichen würde, wenn man von einer Minderheit von Leuten hört, die ihren Film wegen des kaputten Menüs nicht zuende kucken konnten, was ich mir aber durchaus vorstellen könnte.

Davon also abgesehen. 4€ soll die Einmal-DVD kosten, angeblich vergleichbar mit Leih-DVDs. Da bin ich jetzt nicht wirklich im Bilde, da ich meinen Filmbedarf mit dem Mitarbeiterkontingent eines Bekannten vollauf decken kann, aber als ich zuletzt Kunde bei einer DVDthek war, kostete ein Film 2€, und sogar nur 1€, wenn man ganz schnell war.

Was erhebt das Ding also über teuren Plastikmüll? Tja angeblich soll das Material recyclebar sein (sensationell, sie haben weitgehend normale DVDs verwendet, die damit auch aufwarten können). Nur kommt mir das ziemlich sinnlos vor, wo die Abgabe- und Recyclingmöglichkeiten für CDs/DVDs lokal völlig unterschiedlich sind und obendrein allermeistens noch auf Bringsystem beruhen.

Also auf irgendeine Weise wird das Produkt schon floppen, entweder weil das halt auch wieder keiner kauft, oder weil die Müllberge noch ein Stück weiter anwachsen.

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