Also was ist das denn?


Seit 12 Minuten schau ich einen Dokumentarfilm auf 3sat, der da heißt "Eure Kinder werden so wie wir". Im Videotext angekündigt als Dokumentarfilm von 2007 über G8 in Heiligendamm und einen Castor-Transport von November 2006.

Seit 12 Minuten ist in dem Film kein einziges Wort gefallen, er wird beherrscht von ziemlich unterbelichteten Bildern aus Wäldern und von einer Wiese, auf der man die Frösche quaken hört und schemenhaft vermutlich Einsatzkräfte mit ihren Hunden mit Taschenlampen rumlaufen ahnt.

Schon der Titel stellt mich vor ein Rätsel, wer sind die angesprochenen, wer sind "wir"?
Ist das die Ankündigung der Demonstranten an die Einsatzkräfte, die Gesellschaft werde sich wandeln und ihre eigenen Kinder werden ihnen dereinst der Vorwurf machen, warum sie nichts dagegen getan haben sondern noch die Veranstaltungen beschützt haben?
Oder ist das die Siegesgewissheit des personifizierten Staates, der den Demonstranten prophezeit, ihr Engagement werde verpuffen und in ein paar Jahren werden alle zur Vernunft gekommen sein?

Minute 16: Schauplatz jetzt vermutlich (anhand des Zauns identifiziert) Heiligendamm – vereinzelte Polizisten auf Wiesen mit Ferngläsern, ein einsames geruhsam grasendes Pferd, 2 große grüne und eine kleine schwarze Fliege auf einem Pfederapfel.

Ich hab schon vor 10 Minuten vor dem Film kapituliert, der einfach schlicht überhaupt keine Aussage macht, noch nicht mal seinen Titel erklärt. (*)

Minute 22: Vorbeifahrt an grünen Alleebäumen sowohl mit Blättern als auch mit Schutzausrüstung. Wie gehabt kommentarlos.

Das einzig Lehrreiche ist, dass eine reine Bilddokumentation für alle Zwecke gebraucht werden kann – wer das allerdings noch nicht wußte, hat auch ein bemerkenswertes Mass Naivität am Start. Die Bilder würden in die Mainstreammedien genauso passen wie nach Indymedia, wirken aber in ihren nicht mittig gehaltenen Einstellungen eher wie ein missglückter Versuch, Filmkunst zu machen. Ansonsten nichts, was der geneigte Zuschauer nicht schon exakt oder annähernd so nicht schon 1000x anderswo gesehen hätte, durchsetzt von reizenden Naturaufnahmen.

Letztlich bin ich ziemlich entrüstet, dass jemand sowas als Dokumentarfilm anbietet, und darüber hinaus, dass dann auch noch Sendezeit dafür geopfert wird.

(*) Das muss ich revidieren: Minute 25 löst auf: Es handelt sich um einen Sprechchor von Demonstranten angesichts eines Wasserwerfereinsatzes.

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