Berlin, Berlin …
Verfasst von asynchron unter Schwarzer Blog, Terror, Verschwörung am 2010/06/14
Zwei Tage danach muss ich mich jetzt auch mal über den Vorfall bei der Demo am 12.6. in Berlin verbreiten.
Die mediale Gesamtlage ist immer noch wie Anne es bereits gestern beschrieb, durch die jeweilige persönliche Färbung nicht ernstlich erhellend. Bleibt die Suche im Nichtgeschriebenen und zwischen den Zeilen.
Auf Annes Blogpost sei ausdrücklich verwiesen, dort finden sich auch einige hochinteressante Links, neben den Videos vom Vorfall.
In den Kommentaren bei Anne findet sich der Link zu einer kritischen Beurteilung eines der Videos. Den dortigen Kommentatoren (Nr. 18 und 19) fallen zwei Personen auf, die sich zumindest verdächtig machen, den ominösen Detonantionskörper dort gezielt und vor Allem geduldet platziert zu haben, sprich, die gesuchten agents provocateurs zu sein.
Die Meinungen, um was es sich bei dem Teil letztlich handelte, gehen von einem ‚Polenböller‘, einem in der Schweiz legalen Fabrikat namens Cobra 6 (Fefe) bis zu einer „Übungs-Knall-Handgranate“ (Kommentar # 14).
Die Tagespresse scheigt sich dazu schon wieder ziemlich aus, der Berliner Tagesspiegel ist aber noch dabei, beschreibt die eingehend schweren Verletzungen der Polizisten, die allerdings weder grob noch detailliert im Pressebericht der Berliner Polizei auftauchen.
Wirklich glücklich ist in dem Zusammenhang, dass offenbar trotz des Detonationspunktes, der sowohl von Einsatzkräften als auch von Demonstranten bevölkert war, keine Demonstranten zu Schaden gekommen scheinen, zumindest werden tatsächlich nirgendwo welche erwähnt. DIe Glaubhaftigkeit von selbstpostenden Augenzeugen bei Indymedia ist mir in etwa gleichauf mit einer Splitterbombenmeldung, die sich darauf beruft, dass die „dpa“ das „erfahren habe“ (SpOn).
Wirklich sonderbar erscheint mir, dass laut Tagesspiegel sogar zwei Zivilpolizisten die „mutmaßlichen Werfer“ des ominösen Detonationskörpers beobachtet haben wollen, die Tatverdächtigen auch rd. 2h später verhaftet werden konnten, jedoch habe der Tatverdacht nicht ausgereicht, um Haftbefehle beantragen zu können. Wohlgemerkt, obwohl Polizistenin Zivil den Wurf gesehen haben wollen. Wer sich erinnert, bei zwei jugendlichen Verdächtigen, denen das Werfen eines Brandsatzes zur Last gelegt wurde, reichte der Tatverdacht trotz Entlastungszeugen für sieben Monate U-Haft (z.B. taz).
Im kleinen Satz am Rande wird beim Tagesspiegel dann übrigens erwähnt, dass die These von der Splittergranate, also der absichtlichen Versetzung des Explosivkörpers mit Nägeln oder anderen Kleinteilen, bislang reine Medienvermutung ist und nicht von offizieller Seite bestätigt wurde. Was für Kleinteile den verletzten Polizisten also mehrere Zentimeter tief in die Beine eingedrungen sein sollen, ist damit weitgehend ungeklärt. Welch wunderbarer Fügung ist es aber zu verdanken, dass die Einsatzkräfte just 10 Sekunden vor der Explosion noch ihre Helme aufgesetzt haben!
Also mir kommt die ganze Sache massiv spanisch vor.
Update:
„Aus Sicht der Polizei sind bislang keine direkten Augenzeugen des Vorfalls bekannt.“ (Berliner Morgenpost) – ja was denn nun …
Dafür weiß die MoPo angeblich schon, wie die Kracher beschaffen waren, woher auch immer: Sie wurden „aus polnischen oder italienischen Feuerwerkskörpern gefertigt. Die Täter haben die hierzulande illegalen Böller demnach mit brennbaren Flüssigkeiten und Metallteilen aufgerüstet.“
Naja und nebenbei, war klar, gereicht das auch sofort als Argument für Vorabdurchsuchungen von Demoteilnehmern, was ein Verfassungsgericht dazu urteilt, sei nicht „realitätstauglich“, meinte der Innensenator Ehrhart Körting (SPD).
Update 17.6.:
„Wie aus einem unklaren Fall neuer „Linksterror“ wird – eine Chronologie.“ (taz)
Zement
Vorab: Ich bin müde und die Nahostpolitik ist mir als Parkett eigentlich zu glatt.
Was ich allerdings grade eben gelesen hab, geht mir über die Selbstbeherrschung.
Der irische Frachter hat unter anderem 560 Tonnen Zement an Bord. Israel
lässt bislang keinen Zement in den Gazastreifen. Als Grund gibt die
Regierung in Jerusalem an, dass die im Gazastreifen herrschende
radikal-islamische Hamas damit ihre militärischen Strukturen neu
aufbauen könnte. (FR)
Primär bildhafte Assoziationen .. *wegwisch* und sekundär leuchtet mir nicht ein, wie man Zement offensiv verwenden kann bzw. was Zement bei einer Rekonstruktion militärischer Strukturen besonders wertvoll macht. Vllt. kann mich ja jemand erhellen.
Woohoo
Via Fefe:
Eine Visualisierung des Öl-Desasters im Golf von Mexico auf die eigene Region. Wahlweise anhand Location Data des Browsers oder um frei wählbare Städte herum.
Ööööhm hoppla :-/
Demokratieverständnis
Der Köhler ist kein Verlust. Da wirft er anderen ein mangelndes Demokratieverständnis und zu geringen Respekt vor, und was treibt er denn so selbst?
Wer verfassungswidrige Politik verteidigt, qua Mehrheit für legitimiert hält, und diejenigen, die ihr von der letzten Instanz, dem Verfassungsgericht selbst, den nötigen Riegel vorschieben lassen, schlechte Verlierer schimpft, der sollte sich selbst ein paar Gedanken um sein Demokratieverständnis machen. Wer in einer Demokratie auf Kritik an der eigenen Person nicht angemessen reagieren kann, darf gern die beleidigte Leberwurst machen und abziehen.
Überhaupt ist er irgendwie so farblos, dass die Auftritte des Originals mich an die Parodien von Richling erinnern – nicht umgekehrt. Muss man auch erstmal schaffen.
Steht eigentlich Frau Schwan noch zur Verfügung? War so der erste Gedanke der mir in den Sinn kam.
(Und der zweite war ganz ähnlich dem von Fefe.)
Lebensmittelmarken für 40 Millionen Menschen
Nein, (noch) nicht bei uns.
In den USA, deren harte Linie im Umgang mit Erwerbslosen immer gerne hoch gepriesen wird. Dort läuft Arbeitslosengeldnach 26 Monaten – längstens 99 Wochen aus, danach gibt ’s nur noch Marken.
Ideale Bedingungen also, um das faule Pack wieder zum Arbeiten zu begewen, oder etwa nicht?
Der Rest steht bei Telepolis (vor ich hier den ganzen Beitrag abschreibe *hust*)
Pseudodemokraten, schlecht getarnte …
Da hockt sich der Thierse mal kurz in den Weg von demonstrierenden Neonazis (z.B. Tagesspiegel), und schon kommen sie aus ihren Löchern gekrochen, diejenigen die da schreien, Demonstrationsfreiheit über alles, und warum hockt er sich nicht in den Weg der randalierenden "autonomen" Mobs.
Dass sich das Kommentatorenvolk dabei enttarnt, klar und geschenkt, die Statements sogar aus der eigenen Partei, die sind ekelerregend.
Da ich ohnehin nicht wortgewandt und zudem in Eile bin, sei nur auf die Links aus dem Beitrag anläßlich der Dresden-Blockade verwiesen. Mehr ist dazu eh nicht zu sagen.
Die Idiotie der inländischen Wirtschaftspolitik
Verfasst von asynchron unter (fuck) economy, Link am 2010/03/16
Beim Spiegelfechter die Tage noch als interessantes historisches Häppchen präsentiert, da werden Niedriglohnpolitik und Exportkonzentration von der europäischen Gegenwart eingeholt. Grade in Kombination hochinteressant zu lesen!
Mutwillig arbeitsunwillig
Schon über 2 Jahre alt, aber der Vorschlag vom Pantoffelpunk muss einfach wieder ans Licht der aktuellen Öffentlichkeit gezerrt werden:
Ich habe da einen Vorschlag zu machen: Zunächst bekommt jeder Empfänger unbefristet das sogenannte ALG I.
Auf dem Antrag für Arbeitslosengeld wird aber ab morgen ein zusätzliches Kreuz zu machen sein. Der Antragsteller hat anzukreuzen, ob er
- Typ A ist, der jede Art von Arbeit annehmen würde und dafür auch umzuziehen bereit ist,
- Typ B ist, der nahezu jede Art von Arbeit im Umkreis von ca. 100 km
annehmen würde, da er aufgrund sozialer Bindungen (Schule der Kinder,
etc.) pendeln müsste,- Typ C ist, der nur bestimmte Arbeiten am Heimatort annehmen würde
- oder ob er Typ D ist, der gar nicht arbeiten will.
Und erst wenn die ARGE es geschafft hat, 100% der Antragsteller Typ A in Lohn und Brot zu bringen, darf bei Typ B bis D überhaupt gekürzt werden.
Und bevor dieses Ziel nicht erreicht ist, werden alle Arschgeigen, die öffentlich von Jemandem erzählen, den sie kennen, der gar keine Lust zu arbeiten hat, weil das Leben in der Arbeitslosigkeit ja geradezu vom Staat belohnt wird, öffentlich mit Katzenscheiße beschmissen.
Aktuell muss dem natürlich hinzugefügt werden, dass in den Zielbereich der Katzenscheiße ebenfalls sämtliche Populitiker angekettet werden, die von „mutwillig arbeitsunwillig“ reden (Dobrinth, CSU-Mineralsekretär heute irgendwo im TV) oder sonst irgendwie auf den Hetz-Zug von Westerwelle aufgesprungen sind.
Was man mit letzterem machen sollte, muss ich mir allerdings noch überlegen. Katzenscheiße allein ist zu gut.
Es ist natürlich das Geschäft aller Populitiker, dennoch bin ich felsenfest der Meinung, wer die blanke wahrheitsverzerrende Unwahrheit hinausposaunt, wohl wissend, dass die Medienlandschaft zu gleichgeschaltet und duckmäuserisch geworden ist um mehr als Zitate zu verbreiten und sich für die urjournalistische Aufgabe, richtigzustellen, was falsch propagiert wurde, nur noch Blogger finden, der hat weißgott mehr respektive schlimmeres verdient als trockene Katzenköttel.
Das kalte Knochenkotzen
Verfasst von asynchron unter (fuck) economy, HartzIV am 2010/02/21
Das kommt mir beim Interview in der FR mit dem Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Mayer. OK, Deutsche Bank könnte alles sagen, aber von Volkswirten hatte ich mir bislang mehr erhofft. Nun gut. Illusionen sind zum Verrecken da.
Einmal weiß der Mann offenbar schlicht nicht, was er will. Die deutsche Volkswirtschaft soll unproduktiver werden, aber auch nur, wenn es die Binnennachfrage stärkt. Überlebensfähige Löhne stehen dabei aber selbstredend nicht zur Debatte:
„Ich habe überhaupt nichts gegen Kombi-Lohnmodelle und bessere Zuverdienstmöglichkeiten.“
Selbst wenn ich mich hypothetisch auf diesen Standpunkt begebe, klappt, wirtschaftlich gesprochen, die Gegenfinanzierung der Kombilöhne nicht. Das passt zwar sehr schön zum Mediengerumpel der sozialen Brandstifter der Marktliberalen, mehr Niedriglohnjobs, malochen muss der Pöbel, aber löst das Kernproblem nicht, denn
„Reparaturversuche wie Hartz IV und die Riester-Rente verschlimmern die Probleme nur.
Deshalb muss ein komplett neues System her, das die wirtschaftliche
Freiheit, die Eliten, wieder strikt an die soziale Verantwortung bindet.
[…]
Die sozialen Sicherungssysteme sind in die Krise geraten, weil der
Staat auf eine angemessene Abgaben- und Steuerpolitik verzichtet. Es
kann nicht sein, dass zum Beispiel die Rentenversicherung durch
Altersarmut gerettet werden soll, und dass Familien mit Kindern durch
Sozialversicherungsbeiträge und fixe Verbrauchersteuern genauso
belastet werden wie kinderlose Singles. Die Umverteilung von oben nach
unten[*] soll nun mit der so genannten Kopfpauschale auf die Spitze
getrieben werden. Deutschland ist schon fast der Weltmeister der
Ungerechtigkeit.“
(J. Borchert, Richter am Landessozialgericht in Darmstadt, auch FR, bei [*] unterstelle ich angesichts des Gesamttenors des Interviews, dass er es schlicht umgekehrt gemeint hat. Gerade die Kopfpauschale ist ein Musterbeispiel für unverhältnismäßige Mehrbelastung von Geringerverdienenden)
Mayer verkennt auch die Gesamtlage, wenn er sagt:
“ Es mangelt an inländischer Nachfrage, das ist offensichtlich. Die Deutschen sparen zu viel und konsumieren zu wenig.“
Was erwartet der Mann denn, die einen haben dank gepuschtem Dumpinglohnsektor ohnehin nichts mehr zum Sparen übrig, den anderen wird ein Mischmasch aus Krisengrusel und Geizistgeil-Sparmichheut vorgesetzt, kein Wunder dass die Umsätze im Inland bestenfalls stagnieren.
Wo an anderer Stelle des Interviews noch angefügt ist, dass Mayer lachte, vor er antwortete, hat er sich am Ende entweder besser im Griff oder die Interviewer breiten den pietätvollen Mantel des Schweigens darüber:
„FR: Anstelle von kräftigen Lohnerhöhungen könnte auch der Staat mehr investieren und so für Jobs sorgen?
Mayer: Das stimmt, das ist der französische Weg, der lange überraschend gut funktioniert hat. Doch bei der Verschuldung, die die Staaten durch die Krise auf sich geladen ist, ist er versperrt. Da hilft alles Wünschen nichts. Die Staatsknete ist verschossen. Wir können nicht noch mal das Defizit verdoppeln.
FR: Weil wir das Geld den Banken geben mussten
Mayer: Hier schweige ich besser.“
Wohl wahr.
Etwas festgelesen
Verfasst von asynchron unter (fuck) economy, HartzIV, Link am 2010/02/20
Hab ich mich grad mal wieder beim Spiegelfechter – zum Thema BGE – und weiterhin in den Kommentaren, aus denen noch zwei, na eigentlich drei Links beachtet gehören, imho.