Archiv für Kategorie HartzIV

Meine kleine Presseschau

Heute mal drei Stück am Stück, für alles andere bin ich zu faul – Winterschlaf läßt grüßen.

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Im SPoN ist zu lesen, welche erfreulichen Reaktionen der Uni-Protest der Österreicher derzeit nach sich zieht – und was für reaktionäres Volk versucht, dagegenzuhalten. " Die Initiative ‚Studieren statt Blockieren‘ fordert eine Auflösung der Besetzungen", heißt es da, selbst wenn es sich lt. dem Bericht nur um eine Onlineinitiative handelt. Da frag ich mich doch, was treibt dieses Rudel konservativer junger Hunde an. Die sind doch nicht etwa stolz darauf, fürs Studieren zahlen zu müssen und sich damit vom mittellosen Pöbel abheben zu können? Oder doch? Oder was für Zeug haben die sonst geraucht, dass sie nicht erkennen, wohin die Reise gehen soll und wogegen sich die Besetzungen einiger weniger Hörsäle richtet? Erschütternd.

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Fefe berichtet von einer Statistik, die letztlich jeder so erwaret hat – dort, wo es nicht kriminalisiert wird, wird am Wenigsten gekifft: Nämlich in den Niederlanden.  Dazu passt das Fundstück aus der Netzeitung, wonach der britische Drogenbeauftragte David Nutt eine – imho – fundierte respektive sinnvolle Position zu Drogen bezogen hat und das mit dem Verlust seines Posten büßt,  was unter Sachkundigen auch zu Unverständnis geführt hat. Die schönste Spitze war wohl, "Das Gremium solle lediglich die Politik der Regierung absegnen", wie es ein weiteres Mitglied des britischen Drogenberatungsgremiums, Les King, formulierte, der aus Protest gegen die Entlassung Nutts ebenfalls von seinem Amt zurücktrat.

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Am meisten echauffiert hab ich mich aber über den Beitrag bei trueten.  Dabei fand ich den an sich ja noch richtig gut, gegen das Unrechts- und Unfreiheitskonstrukt HartzIV kann man gar nicht genug anschreiben.

ABER.

Im dritten Absatz stürzt der Beitrag dann zwischendurch komplett ab:

Aber was macht es mit ihnen? Zeit im Überfluss, mit der sie aber wegen der wirtschaftlichen starken Einschränkungen nichts anfangen können. Für die meisten ging das Gerüst Struktur verloren. Während der Erwerbsarbeit war der Tagesablauf durchstrukturiert. Morgens aufstehen, Frühstücken, zur Arbeit gehen, Mittagspause, Feierabend…, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr mit Ausnahme der Wochenenden und des Urlaubs dasselbe Ritual. Man hatte sich daran gewöhnt. Alles hatte seinen festen Gang, hatte seine Ordnung. Was erkennen wir daran? Dass eine gewisse Ordnung, eine Struktur im Leben sehr wichtig ist. Aber wie können wir lernen, uns diese Struktur im Erwerbslosenleben selbst zu geben? Uns selbst ein Gerüst zu geben, ist auch mit einem Höchstmaß an Disziplin verbunden. Diese müssen wir aber ganz neu erlernen. Ein Leben in der Erwerbslosigkeit und speziell in Hartz IV erfordert schon ein hohes Maß an Charakterstärke, um nicht unter zu gehen und sich nicht selbst gehen zu lassen. Diese Charakterstärke besitzen anfänglich nur die wenigsten und muss häufig ganz neu erlernt werden.

Das zäumt imho das Pferd von hinten auf. Nicht die nicht mehr existente aufgezwungene Tagesstruktur durch die Lohnarbeit ist der Kern des Problems, sondern die Unfähigkeit vieler, ihren Alltag ohne die Lohnarbeit mit Sinn zu erfüllen und quasi als Chance anzunehmen, wobei die Unfähigkeit auch medial nur forciert wird, was letztlich im Artikel auch richtig erkannt aber nicht auf diesen Aspekt angewandt wird. Der beklagte Strukturverlust klingt in meinen Ohren doch allzusehr nach dem Tenor derer, die ALG2-Empfänger schon allein deswegen in (Zwangs-)Maßnahmen stecken wollen, damit sie keinen verlotterten Alltag haben. Mir als bekennendem delta-t-ler stößt dabei allein schon der Zwang/Druck zur Tagesaktivität auf – alles was ich bislang anerkannt gut geleistet habe, ist in den frühren Morgenstunden zwischen 0 und 6 Uhr entstanden (nachweisbar anhand Benotung mit 1, von Kollegstufen- bis Diplomarbeit) -, und jene, die sich davon endlich frei machen könnten, sollen natürlich mit Entzug der Lebensgrundlage dazu gezwungen werden, sich weiterhin in den Trott der Arbeitskolonnen einzureihen, und sei es durch das 24. nutzlose Bewerbungstraining.

Vielleicht tu ich dem Beitrag ja auch Unrecht und es ist eigentlich das gemeint, was ich auch anprangere: Dass heutzutage gar nichts anderes mehr als möglich propagiert wird als ein Leben nach dem Diktat von Vorgesetzten und der Absturz in die "Strukturlosigkeit" von ALG2-Klienten letztlich nichts anderes ist, als ein Nischenthema vergangener Jahre, nämlich die Anleitung für Frischverrentete, wie man sich den Lebensabend sinnvoll mit Hobbies und Freizeitaktivitäten gestaltet (wenn nicht gleich durchstrukturiert).

Trotzdem leuchtet es mir nicht ein. Bekennend arbeitsscheu zieh ich die Endphase meines Studiums genüßlich in die Länge und hab abgesehen von wenigen Fixpunkten schlichtweg überhaupt keine Tagesstruktur. Meinem persönlichen Tagesrhythmus entspricht es nunmal, in den nächsten 2 Stunden schlafen zu gehen und gegen Mittag aufzustehen. Solang man mir das läßt, bin ich in meiner persönlichen Wachphase beliebig produktiv oder auch nicht, kommt vielleicht auch immer drauf an, was man drunter versteht.

Letztlich ist doch das Kernproblem derer, die unter HartzIV zu leiden haben außer den unmenschlich beschränkten Mitteln – die ich auch gar nicht in Abrede stellen will, das ist ein echtes Problem und ich bin trotz allem noch naiv genug, dran zu glauben, dass das Verfassungsgericht ein harsches Urteil über die Regelsatzfestlegung fällen wird, auf dass man eine zu erwartende wiederum zu niedrig angesetzte Neuregelung der frischen Regierung gleich wieder vor den Kadi ziehen kann -, dass das Nichterwerbstätigsein mittlerweile mit einem medial vermittelten Tabu sondergleichen belegt ist, man darf das schier nicht mehr zugeben. Neben wirtschaftlichen und rechtlichen Hilfen sollte doch Hauptansinnen von Arbeitsloseneinrichtungen sein, zu vermitteln, dass es ein Leben außerhalb der Lohnsklaverei gibt, wenn es mir und einer Reihe anderer (die ich persönlich kenne, daher nicht an ihrer Einstellung zweifle) einleuchtet, kann es doch so abwegig nicht sein. Noch ein bißchen Revolution dazu, damit die Brosamen für diejenigen, die freiwillig oder nicht aus dem Gesamtbetrieb ausgegliedert sind, auch zum menschenwürdigen Leben ausreichen, und alles könnte gut sein. 

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Sanktionen wegbloggen – Blogger gegen Hartz-IV-Sanktionen

Eine Blogbewegung, wo ich mitmache. Wer hat da wen gefunden, die mich oder ich die ;-). Subjektiv mein "liebstes" Hassthema schlechthin, insofern kann ich gar nicht anders, als mich dem unterstützend anzuschließen, sei mein Beitrag auch noch so bescheiden.

Siehe dazu auch – subjektive Auswahl – :

* die entsprechende Bundestagspetition
* Spiegelfechter
* trueten.de

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Rückschritt

Eine Zeit lang waren die Gerichte im Kampf der Arbeitslosen gegen die Schikanen der ARGEn ja auf Seiten der Vernunft, aber das scheint sich gerade geändert zu haben. Von gleich zwei in der Hinsicht beunruhigenden Urteilen ist in der Netzeitung zu lesen.

Das eine entscheidet, dass es bei längerer Arbeitslosigkeit grundsätzlich von Vorteil sei, wenn "überhaupt irgendeine Art von Arbeit" getan werde, egal ob das was mit dem gelernten Beruf zu tun habe oder nicht. "Halt ’s Maul, ich schick dich arbeiten, wohin ich will, und wenn du nicht spurst, streich ich dir die Kohle", damit darf der Sachbearbeiter sich jetzt endgültig im Recht fühlen.

Das zweite ist noch beunruhigender. Bislang wurde von vielen engagierten privaten Ratgebern oder auch Initiativen (Tacheles usw.) der Standpunkt vertreten, eine Eingliederungsvereinbarung sei ein zweiseitiger Vertrag, in den sich der Arbeitslose einbringen können muss. Ein Zwang zur sofortigen Unterschrift als auch das Beharren eines Sachbearbeiters auf sinnlosen Maßnahmen müsse nicht hingenommen werden, mit Fingerspitzengefühl könne man da erbaulicheres herausverhandeln. Und vor allem eben: Eine Selbstverpflichtung zu unterschreiben ohne eigene Bedingungen eingebracht haben zu können, habe mit Vertragsfreiheit nichts zu tun.

Das Bundessozialgericht selbst hat diese Auffassung jetzt aber gekippt: "Nur das Jobcenter treffe die Entscheidung, welcher genaue Verfahrensweg für die gewünschte Eingliederung des Arbeitslosen erforderlich sei, entschied das Gericht. […] Die Behörde könne nach dem Gesetz das Verwaltungsverfahren selbst gestalten. Hartz-IV-Bezieher hätten dabei keinen Rechtsanspruch auf Mitsprache."

Mich graust es.

Ich frage mich, was das gekostet hat, diese Urteile fällen zu lassen.

Und ich denke wehmütig an Zeiten, in denen Sätze wie "Die Würde des Menschen ist unantastbar" noch irgendeinen Wert hatten.

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Julia hat geantwortet

Just in dem Moment als ich schon nicht mehr damit rechnete, kam ein Kommentar unter Analog.

Kurz und knapp:

du kannst dir noch sachen kaufen. das kulturelle existenzminimum ist das nicht. hartz-iv muss auf 420 euro erhöht werden, und zwar, weil es gerecht ist.
aber die behauptung, man könne davon nicht „überleben“, das ist einfach unsinn, und dabei bleibe ich.
julia seeliger

Ich schreib jetzt eigentlich nur deswegen einen Blogeintrag als Antwort anstelle eine Kommentars, weil mir das Kommentareingabefeld allzu klein ist, um geordnete Gedanken drin produzieren zu können – und weil ich schon wittere, dass das ein langer und ausgiebiger Reply werden wird.

Also zu Sache.

„du kannst dir noch sachen kaufen“
Nun, das hat jetzt niemand wirklich geleugnet. Die Frage ist nicht, ob man sich noch was kaufen kann, sondern was und wieviel.
Da geht ’s jetzt mit der länge schon los *hust* ich muss das jetzt einfach mit der gefundenen Aufschlüsselung machen (es gibt da übrigens auch noch welche aus „neutraleren“ Quellen, logisch. Ich mach mir jetzt einfach nicht die Mühe, mit Verlaub).

Also, für was ist da der Regelsatz (zum Stand des Dokuments €351) anteilig gedacht:

  • Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren: 129,52
  • Bekleidung und Schuhe: 34,84 („darunter u.a.“ 20,94 für Kleidung und 7,47 für Schuhe)
  • Wohnen, Energie, Instandhaltung: 26,24
  • Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände: 25,08 („darunter u.a.“ 1,40 für „Kühlschränke, Gefrierschränke und -truhen“ und 1,56 für „Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspüler“)
  • Gesundheitspflege: 12,89
  • Verkehr: 15,40 („darunter u.a.“ 0,68 für den „Kauf von Fahrrädern“ und 11,23 für „Fahrkarten für Bus und Bahn (ohne Reisen)“)
  • Nachrichtenübermittlung: 30,78 („darunter u.a.“ 23,62 für „Telefon-, Faxgebühren“ und 3,16 für „Internet, Onlinedienste“)
  • Freizeit, Unterhaltung, Kultur: 39,93 („darunter u.a.“ 1,29 für „Spielwaren und Hobbys“, 6,38 für „Besuch von Sport- und Kulturveranstaltungen bzw. -einrichtungen“, 5,57 für „Bücher und Broschüren“, 2,77 für „Schreibwaren, Zeichenmaterial“)
  • Bildung: 0,00
  • Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 8,31
  • Andere Waren und Dienstleistungen: 27,24 („darunter u.a.“ 3,09 für „Gebrauchsgüter für die Körperpflege“ und 6,17 für „Haarpflege-, Rasiermittel, Toilettenpapier u.ä.“)

So. Und jetzt lassen wir uns das mal schön langsam auf der Zunge zergehen. Es ist alles für eine Einzelperson gedacht. Ich fang mal mit den Punkten an, wo es eigentlich offensichtlich sein muss, dass was falsch läuft.

Ein monatliches Verkehrsbudget von € 15,40. Eine Einzelfahrt mit einem Verkehrsverbund innerhalb eines Innenstadtbereichs kostet um die 2€. Von dem Geld kann man dann also 3x hin und zurück fahren und einmal nicht ganz bis hin. Und das auch nur, wenn man sich kein Fahrrad für 68 Cent kauft. Das ist überspitzt, ich weiß. Die Angabe aber auch. Ein Monatsticket kostet ab 30 Euro (und das auch nur eines, das erst ab 9 Uhr gilt, wer früher bei der Arge antanzen muss, muss mehr zahlen).

Bildung: € 0,00. Ohne Worte. Wahrscheinlich war ’s so gedacht, dass Schüler und Studenten ja eh keinen Anspruch auf ALG2 haben, was aber nicht ganz korrekt ist, es gibt Sonderfälle. Bei denen, die nur einen Maximalanspruch auf € 192 Bafög haben, gibt es ALG2, weil das sogar noch jeder eingesehen hat, dass Bafög allein zu wenig ist. Wird allerdings aufs ALG2 angerechnet, kommt also auch nur der Regelsatz dabei raus. Tja und die dürfen dann aber auch nichts für die Schule brauchen. Mal ganz davon abgesehen, dass € 0,00 auch Minderjährigen zustehen, die mitgehangen-mitgefangen von ALG2 leben müssen und durchaus auch noch zur Schule gehen können/müssen/dürfen/wollen.

Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: € 8,31. In Berlin sind die Döner wohl billiger, ich kenn keinen halbwegs vertrauenswürdigen unter 3 Euro, das billigste Auswärtsessen sind wohl die 1€-Angebote der Fleischbratereien. Oder man macht mal richtig einen drauf und geht zu einem 5€-Mittagstisch, da könnt sogar noch ein Saft statt einem Wasser drin sein. Luxus!

Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände: € 25,08. OK, man kann vermutlich tatsächlich davon ausgehen, dass die Geräte zunächst vorhanden sind und eben grade nicht beschafft werden müssen. Blöd wird ’s nur, wenn eins kaputtgeht. Im Gegensatz zur alten Sozialhilfe wird nämlich eine Reparatur bzw. Wiederbeschaffung nicht mehr getragen.

Bekleidung und Schuhe: € 34,84. Ist zunächst mal so wie bei der Wohnungsausstattung, zunächst sind wohl erstmal Klamotten da. Nicht ohne Sarkasmus behaupte ich jetzt aber einfach mal, dass z.B. der Schuhverschleiß bei einem ALG2ler wohl eher höher sein dürfte als beim Durchschnitt – schließlich muss er das Meiste laufen. Ein Paar Schuhe nachkaufen oder besohlen lassen, das sollte davon wohl auch tatsächlich gehen. Aber was, wenn die Hose auch kaputt ist und man im Frühling, als es noch rosiger aussah, die warme Winterjacke veschenkt hat, an jemand, der sie nötiger brauchte? Zeigt dann Politik sogar modischen Effekt durch die Rückkehr des Zwiebellooks?

Freizeit, Unterhaltung, Kultur: € 39,93. Eine Tageszeitung im Abo kostet um die 30 Euro (hab grad nur bei der FR nachgeschaut, aber die dürften sich nicht so viel nehmen). Von GEZ kann man sich befreien lassen – wenn sie es denn annehmen, außerdem muss das dann wieder regelmäßig wiederholt werden.
Wochenzeitschriften, Magazine oder so kann man dann schon nicht mehr regelmäßig lesen. Oder halt in Bibliotheken, man hat ja auch den ganzen Tag Zeit … Veranstaltungen, Hobbys, Bücher? Entweder – oder!

Wohnen, Energie, Instandhaltung: € 26,24. Also für das, was nicht von den Kosten der Unterkunft gedeckt wird. Ungeachtet dessen, dass mindestens geplant war, die Gerichtskostenbeihilfe für ALG2ler zu streichen wird ja immer noch munter prozessiert und so kann ich dazu grad nicht viel schreiben. Es wurde teilweise schon entschieden, dass sowohl Kaltmiete als auch Strom, Heizung und Warmwasser von der Arge übernommen werden müssen; mein Wissensstand war noch, dass Lichtstrom und Warmwasser da nicht mit reinzählt und falls das Warmwasser gemischt mit dem Heizwasser geliefert wird, eine Pauschale abgezogen wird, und die war von Ort zu Ort verschieden. Unter der Präambel, Lichtstrom und Warmwasser davon zahlen zu müssen, wird ’s kalt und dunkel.

Gesundheitspflege € 12,89. Von Praxisgebühr und Zuzahlung zu Rezepten kann man sich bis zu einem Anteil von 2% des Jahreseinkommens befreien lassen. Was viele nicht wissen. Weiß man es nicht oder hofft man, das mit dem ALG2 werde nicht solang dauern, ist mit dem Betrag ein Arztbesuch (Praxisgebühr) gedeckt, die Verschreibung schon nicht mehr.

Nachrichtenübermittlung für € 30,78 im Monat. Der billigste Telekomtelefonanschluss kostet € 17,95 („Call Start“), und damit hat man dann noch kein Gespräch geführt. Naja es gibt ja jetzt so Superflatangebote für € 20 all inclusive, haben die sicher gemacht, damit HartzIVler auch noch kommunizieren können. Allzuoft darf man trotzdem nicht versuchen, seinem Fallmanager über die 0180-Hotline was ausrichten zu lassen, sonst ist das Budget gleich weg.

Essen und Rauchen: € 192,52. Nehmen wir mal (zugunsten des Regelsatzes) an, es handelt sich um einen genügsamen, leitungswassertrinkenden Nichtraucher. Auf einen Standardmonat mit 30 Tagen umgerechnet sind das dann rd. € 6,42 für Essen pro Tag. Nur vom Discounter könnte das sogar hinkommen, sogar mit etwas Obst gelegentlich. Die Rechnung, die Sarrazin aufgemacht hat, taugt allerdings wiederum nicht, man kommt halt nicht an ein Würstchen für 40 Cent, dann hat man wenigstens 4 davon, und muss die auch irgendwann essen, vor sie schlecht werden, so einfach geht ’s also nicht mit der billigen und trotzdem abwechslungsreichen Ernährung. Zudem laufen persönlich geschätzte 98% der Leute ohne Kaffee/Tee überhaupt nicht rund und nur von Leitungswasser zu leben, kann beim „soziokulturellen Existenzminimum“ wohl auch nicht gemeint gewesen sein. Auf den Punkt würd ich gern lauter motzen, als ich grad belegen kann, der Selbstversuch geht mir noch ab und subjektiv wahrgenommen gibt ’s beim Discounter inzwischen mehr und mehr auch halbwegs brauchbares Futter – an der Stelle geb ich für heute morgen mal zu, es könnte reichen. Allerdings hat Julia auch selbst einen dokumentierten Selbstversuch verbloggt, vom Regelsatz (allerdings abzüglich des mitveranschlagten Tabaks, also nur € 4,25/Tag) zu leben.

Andere Waren und Dienstleistungen: € 27,24. Klingt so undefiniert auch nicht schlecht. Allerdings fällt da ja wieder wirklich alles rein, Spülmittel, Seife, Rasierer, Shampoo, Conditioner, Deo, Bodylotion, Aftershave, Duschgel, Putzschwamm, Zahnpasta, Zahnbürste, Klopapier, Taschentücher, Küchenrolle, Makeup, Cremes, Nahrungsergänzungsmittel (den kann ich mir grad nicht verkneifen *hust*) … und auch noch alles andere, was nicht aufgeführt wurde: Versicherungen, Tierfutter, Sprit – denn ein Auto darf man tatsächlich noch haben, wenn ’s nicht viel wert ist -, Steuer fürs Auto wenn man denn noch eins hat, und und und. Das Auto mal beiseite, aber dass z.B. keine Versicherung mehr „inbegriffen“ ist, ist auch wieder so ein Knackpunkt. Grad, wenn jemand nichts mehr hat, sollte man ihm doch noch die nötigste Absicherung zugestehen, sich nicht auf ewig zu verschulden, wenn was passiert, will sagen, eine Privathaftpflicht wäre doch nicht zuviel verlangt – meine kostet unter 5€/Monat. Könnte man sagen, dann steckt die doch in dem Satz mit den Dienstleistungen sicher schon drin, aber da kann ich nur fragen: Wo denn?

Das war mir jetzt ein Bedürfnis, das mal so auseinanderzunehmen.
Wenn man unbedingt will, kann man sicher sagen, die Stellen, wo es nicht reicht, sind von denen „quersubventioniert“, wo ich nicht die ganz große hieb- und stichfeste Kritik bringen konnte, und überhaupt, jeder hat doch noch irgendwelche Rücklagen. Nee, hat der ALG2ler eben nicht. Es gibt einen „Grundfreibetrag für Erwachsene in Höhe von Lebensalter x 150 € (min 3100 € und max 9750 € ) für jede erwerbsfähige Person in der Bedarfsgemeinschaft und deren Partner(§ 12 Abs. 2 Nr. 1 SGB II)“. Bis man ALG2 kriegt, muss man sein „sauer verdientes Geld“ erstmal bis auf diesen Kaffeesatz von Restvermögen ausgeben. Deckt man davon das, was man quasi in der Umstellung über den Satz ausgegeben hat, oder weil man sich eben doch mal nen neuen Kühlschrank kaufen muss, ist auch das schnell weg.

„hartz-iv muss auf 420 euro erhöht werden, und zwar, weil es gerecht ist.“
hmm, 70€ mehr. wo werden die hinveranschlagt? aufs essen, weil der warenkorb von 2003 stammt und von der inflation überholt wurde?
und überhaupt, gerecht. gerecht für wen? gerecht in bezug auf was?
gerecht für die indoktrinierten, die solidargemeinschaft in einem atemzug mit gutmenschen und sozialschmarotzer nennen? oder gerecht für die, die bei aller verinnerlichen protestantischen leistungsethik es trotzdem nicht schaffen, wieder in lohn und brot zu kommen und dafür dann wenigstens eine monatskarte für den öpnv kaufen können, um vor all die schönen häuser zu kommen, zu denen sie den eintritt nicht zahlen können?
oder für wen?

„aber die behauptung, man könne davon nicht „überleben“, das ist einfach unsinn, und dabei bleibe ich.“

Julia, du hast mir den Selbstversuch voraus. Allerdings wurde mir aus deinem Blog nicht klar, wie lang der gedauert hat. Und wie du selbst so schön schriebst, „ich bin es gewöhnt, von wenig Geld zu leben – die meisten Studierenden haben weniger als Hartz-IV“. Das ist eine Seite der Medaille. Die andere ist zum Einen, ich benutze deine Worte, „wie achtlos mit Menschen in Not umgegangen wird“ und dass zum Anderen eben nicht jeder, der auf ALG2 zurückfällt, gewöhnt ist, mit ‚wenig‘ Geld auszukommen.

Das entfernt sich ein wenig vom reinen Überleben, aber darf meines Erachtens auch nicht unter den Tisch fallen: Zu den wohl meistzitierten Abschreckbeispielen gegen ALG2 wird gern der Ingenieur herangezogen, Mitte-Ende 50, mit dem Bewusstsein einer gesicherten Existenz verliert er den Job, findet altersbedingt keinen neuen mehr und rutscht ins ALG2. Spätestens angesichts der aktuellen Wirtschaftslage sollte einem klar sein, dass das keine rektal abgesonderte Korinthe mehr ist, sondern reale Bedrohung für letztlich jeden, der sich noch in einem sicheren Job glaubt. Der gute Ingengieur muss nun also alle Ersparnisse aufbrauchen, wenn er sich mal ein nettes Häuschen für seine Familie gebaut hat womöglich auch noch das verkaufen (Obergrenze für selbstgenutztes Wohneigentum ~120m²), im Akkord Bewerbungen schreiben und zu Trainingsmaßnahmen einrücken, damit er für die Zeit aus den Statistiken verschwindet. Und sich dabei komplett von allem bisher geführten Leben verabschieden. Hat er ja nicht mehr das Geld für.

Ich kenn auch Gegenbeispiele, die sich hinstellen und sagen, also seit sie ALG2 kriegen, soviel Geld hätten sie noch nie gehabt und das dann auch gleich völlig unreflektiert für alle postulieren, dass das doch dicke genug sei – nur es ist nicht Jedermanns Sache, das Bettchen für das Kind unterm Herzen vom Sperrmüll zu holen. Mir persönlich würd ’s grausen, und ergo kann ich mich der Aussage eben auch grade nicht anschließen, wie toll und wie viel Geld das doch ist.

Um aufs reine Überleben zurückzukommen, Clochards (und ich benutze ganz absichtlich einen romantisierenden Begriff) leben wahlweise von weniger oder richtig gut von ALG2, und nach dem Krieg haben die Leute noch ganz anders überlebt, aber war die Grundanforderung an ALG2 wirklich nur die reine Sicherung der ÜBERlebens? Oder sollte da ein Minimum an Einbindung in die Kultur, das gesellschaftliche LEBEN gewahrt bleiben, ein Minimum, dass man nicht gleich als „Hartzie“ erkannt wird, oder ganz pathetisch, ein Minimum an Menschenwürde?

Und das alles hier (bis hier schon >2k Wörter) bezieht sich noch nur auf die Höhe des maximal zugestandenen Geldes und noch nicht einmal auf alle anderen unerfreulichen Erscheinungen, die mit HartzIV in Zusammenhang stehen.

Davon hast selbst du, Julia, ansatzweise geschrieben und es auch kritisiert, aber dabei hast du auch nicht deinen persönlichen Elfenbeinturm verlassen. Nur ein Beispiel: Der Antrag. Wer Bafög-Anträge kennt, wahlweise auch Anträge für Wohnberechtigungsscheine,seine Steuer noch von Hand erklärt oder auch nur ein Faible für Formulare hat, der mag mit dem Antrag tatsächlich ganz gut zurechtkommen. Die Frage aber, die man sich doch erst recht stellen muss, wenn man sich in der Politik engagiert, ist doch die: Wird das allen gerecht? Und da kommt auch schon wieder ein klares Nein. Es gibt auch Leute, die verstehen auf Anhieb eine Heizkostenabrechnung, die Mehrheit aber tut es nicht.

So, auch wenn ich mich noch länger über alles Mögliche an und um HartzIV verbreiten könnte, es ist schon wieder frühmorgens. Der Rest folgt bestimmt irgendwann …

1 Kommentar

Nochmal Lesebefehle

1. Anne: "Wenn du was sagst, ist es verdächtig, wenn du nichts sagst, ist es noch viel verdächtiger"
Ein Interview über die Zeit vor und nach der Verhaftung von Andrej Holm, Annas Blog und das Leben, mit so einem Verfahren, veränderter Privatsphäre usw.

2. FR: "Hartz IV: Arge darf kein Lohndumping fördern"
(Hier noch ein dauerhafterer Link gleichen Inhalts von der Netzeitung)
Erfrischend. Wird hoffentlich rechtskräftig (bleiben).
Und ich kann mich zurücklehnen mit den alten Spruch: "Ich hab ’s doch gesagt, oder zumindest sowas ähnliches"

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Analog

… zum schon althergebrachten Kommentar bzgl. der Erziehung von Kindern mit oder ohne Gewalt – "Mir hat ’s auch nicht geschadet" – scheint jetzt das nächste Bashing aufzukommen.

Beim Shopblogger als Kommentar #2 steht da von einer gewissen Julia Seeliger:

Aber diese Behauptungen, man könne sich von Hartz-IV gar nichts mehr kaufen, geht mir langsam auf den Geist. […] Bevor hier über neoliberale Leute oder so hergezogen wird (nämlich über mich): Ich bin selbst mit sehr wenig Geld aufgewachsen, viel weniger als Hartz-IV-Kindersatz. Für meine Mutter war das nicht schön, wir Kinder haben nix gemerkt.

Jetzt hat die Guteste sogar ein eigenes Blog und wirkt mal so reingelesen noch gar nicht mal so verkehrt. Das Geblubber über HartzIV krieg ich aber trotzdem nicht auf die Reihe und zudem wirkt einiges doch arg naiv für jemanden mit abgeschlossenem Studium in "technical journalism" und noch dazu Politikerfahrung (laut "about Julia").

Meinen zwei Stammgästen ist meine Meinung bzgl. HartzIV wohl geläufig, für alle anderen in aller Kürze:
HartzIV ist eine enorme Fehlentwicklung und ein Rückschritt hinter bereits erreichte Arbeitnehmerrechte und solidarische Errungenschaften sondergleichen. Das fängt bei den menschenverachtend niedrigen Regelsätzen an – da lege ich doch allen Interessierten Nahe, mal nach "HartzIV regelsatz aufschlüsselung" zu scrooglen oder sich meine erst- und zweitbeste Fundstelle/2. Fundstelle anzuschauen und sich zu überlegen, wie hoch die eigenen regelmäßigen Ausgaben pro Sparte so sind bzw. was das eine oder andere realistisch betrachtet eigentlich tatsächlich kostet -, geht bei den hinten und vorne nicht ausgereiften Gesetzesnormen weiter und hört bei den Maßnahmen zum Statistikenbeschönen nicht auf. Von den ganzen Erpressungen noch ganz abgesehen. Da wird de facto Sklaverei betrieben, wenn sich keiner mehr dagegen wehren darf, für eine läppische so genannte Aufwandsentschädigung, die den Aufwand oft genug nicht mal abdeckt, Arbeiten zu verrichten, die früher regulär Beschäftigte geleistet haben [dazu ist mir ein Fall persönlich bekannt, wo soundsoviele 1-Euro-Stellen eingerichtet wurden – kurz vorher wurde die gleiche Zahl regulärer Stellen abgebaut, ein weiteres Beispiel wo die Verdrängung normaler Arbeit durch 1-Euro-Jobber zumindest vermutet wird, stand letztens in der Frankfurter Rundschau]; da wird der abgewrackte Arbeitsmarkt auf dem Rücken derer ausgetragen, die per Zwang eine "Eingliederungsvereinbarung" unterzeichnen mussten, sich zu soundsovielen Bewerbungen pro Woche/Monat verpflichtet haben, deren Kosten dann wiedermal nicht übernommen werden und von irgendeinem Bestandteil aus dem Regelsatz abgeknappst werden müssen.
Sogar Julia Seeliger wunderte sich doch ein wenig, warum ein HartzIV-ler nicht mehr Freizügigkeit genießt, sondern sich Ortsabwesenheit vom Personal Case Manager genehmigen lassen muss. Dabei leuchtet einem das doch direkt noch ein, mit dem Geld kann man gar nicht herumreisen, wenn das einer doch will, muss sowieso was faul sein …
Wenn dann obendrein noch gut abgesicherte Leute vom Lohnabstandsgebot faseln und dabei nicht etwa eine Erhöhung der mindestens angebrachten Grund-Sätze im Sinn haben sondern eher eine noch weitere Absenkung des Zugemuteten, hört sich jedes Verständnis bei mir auf.

Ich könnte jetzt auch guten Gewissens, so wie Julia, in mein Blog schreiben, im Prinzip ist HartzIV eine gute und richtige Sache und dann Kritikpunkte aufzählen, wo noch etwas nachgebessert gehört. Letztlich bleibt der Ansatz der Gesetzgebung aber eine Ausgeburt einer menschenverachtenden und rechteignorierenden Grundhaltung und die Korrektur zu einer menschenwürdigen Unterstützung wäre so weitreichend und vor allem auch vom dahinterstehenden Grundgedanken so weit entfernt, dass ich es eben doch nicht tun kann.

Ansonsten empfehle ich Julias Blogbeitrag – und vor allem die Kommentare drunter, da muss ich hier nicht alles wiederkäuen und für meins ausgeben …

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Im alten Blog antwortete Julia:

du kannst dir noch sachen kaufen. das kulturelle existenzminimum ist das nicht. hartz-iv muss auf 420 euro erhöht werden, und zwar, weil es gerecht ist.

aber die behauptung, man könne davon nicht "überleben", das ist einfach unsinn, und dabei bleibe ich.

julia seeliger

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Realitätsbezug: 0

Wie weithin zu lesen war, haben mal wieder ein paar Richter korrigieren müssen, was die politische Kaste so verbrochen hat, diesmal hinsichtlich der Sätze für Kinder, deren Eltern ALG2 beziehen. Ganz Mutter der Nation schaltete sich dann die Familienministerin ein und forderte, die Sätze für Kinder müssen nochmal am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden.

Mal ganz davon abgesehen, dass ich den Mittelteil der Meldung nicht verstehe – die einen ruhen sich ja darauf aus, dass die Sätze demnächst eh um ein paar Brosamen steigen, und die anderen betonen dann ganz groß, dass das ja der komische Koalitionspartner zu verantworten hat, man selbst käme ja nun um nichts in der Welt auf die Idee, da mehr Geld zu verteilen. Öhm. Vielleicht ist da ja was einfach falsch wiedergegeben worden, aber hat da nicht grade ein Gericht geurteilt, dass es so wie es ist, nicht in Ordnung ist? Und dann stellen die sich noch hin und sagen trotzig-beleidigt, wir wollen das aber schon so lassen?

Was mich aber tatsächlich wieder dazu treibt, mich hier drüber zu verbreiten, ist der Schluss der Nachricht.

Von der Leyen betonte, bei der Neufestlegung der Sätze müsse das Lohnabstandsgebot beachtet werden. Erwerbstätige Eltern müssten am Ende mehr Geld im Portemonnaie haben, als wenn sie Hartz IV beziehen. «Denn sonst zementieren wir Kinderarmut, weil der Anreiz, Arbeit aufzunehmen, fehlt», warnte die Ministerin.

Es ist natürlich alles schon zigtausendmal gesagt worden, aber ich kann es immer wieder nicht fassen. Da putzen sie sich mit den absurdesten Mitteln die Statistiken schön, um behaupten zu können, es wären doch gar nicht so viele Leute arbeitslos, um damit natürlich auch gleichzeitig denen, die es "trotzdem" sind, den schwarzen Peter zuzuschieben. Da wehren sie sich mit aller Gewalt gegen alles, was die Vollausbeutung der Lohnsklaven auch nur mildern könnte, und faseln dann von Lohnabstandsgebot. Ist "denen" eigentlich mit einer einzigen Hirnzelle bewusst, dass es erschrecklich viele Leute gibt, die ihre Arbeitsmoral dermaßen gefressen haben, dass sie es mit sich machen lassen, für einen Witz von einem Hungerlohn zu arbeiten, der dann gleich so niedrig ist, dass sie immer noch zum Bezug von Ausgleichsleistungen berechtigt sind, um damit überhaupt ALG2-Niveau erreichen?

Aber das Schlimme daran ist ja nicht, dass es genug verblendete oder womöglich auch einfach nur gut geschmierte Politclowns gibt, die solche Propaganda verbreiten, sondern dass es funktioniert, und das dummgehaltene Volk es auch noch glaubt. Wieder mal graust es mir.

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Vollzeit und ALG2

Da ist doch immer die Rede davon, dass immer mehr Menschen einen Vollzeitjob haben, der aber derart mies bezahlt wird, dass sie trotzdem noch ALG2 beziehen (müssen), um aufs Existenzminimum zu kommen. Euphemistisch werden diese Leute "Aufstocker" genannt.

In letzter Zeit wird der Zustand z.B. gerne aufgeführt, wenn es um die Argumentation für den Mindestlohn geht (dazu auch ein netter Artikel bei Zappi, der mal ein paar Maßstäbe beleuchtet). Luschtich ist auch, wenn man sich mal ausrechnet, was bei einem so sehr gefürchteten Mindestlohn von EUR 7,50 als Nettogehalt herauskäme: Bei 160h/Monat sind das brutto erdrückende EUR 1200,- und netto discountertaugliche EUR 899,80 (erstbester Gehaltsrechner mit Standardeinstellungen, StKl. 1 usw.).

Mir drung sich vorhin aber noch eine ganz andere Frage auf. Jetzt haben die ARGEn offenbar Statistiken über ihre Aufstocker.

Wird das irgendwie angeschaut, ob da nicht Wucher vorliegt? Warum nicht? OK, es gibt soweit noch keinen flächendeckenden Mindestlohn, aber die Sache mit dem Wucher ist (imho) ausdefiniert. Die Sache geht ja sogar weiter, als ich eigentlich dachte, die Regelungen sind ja eigentlich glasklar …

Zweitens: Steht da auch drin, wer den Leuten für ihre Arbeit ein so fürstliches Gehalt bezahlt, dass sie trotz Anstellung immer noch auf zusätzliche Hilfen angewiesen sind? Ist anzunehmen. Wieso wird nicht, oder wenn doch, nicht öffentlich, dokumentiert, ob es Arbeitgeber gibt (sinnigerweise heißen die ja genau so: Arbeitgeber, und nicht etwa Gehaltgeber, Arbeitbezahler …), die systematisch Lohnwucher betreiben und denen dann an den Karren gefahren?

Da hätt ich mal gern Antworten drauf die weitergehen als Arbeitsplätze schaffen, Abwanderung und das ganze neoliberale Geschwätz

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Arbeitslosigkeit – Krankheit oder Sucht?

"50 Prozent Rückfallquote bei Langzeitarbeitslosen", titelte die Netzeitung die Tage.

Rückfallquote. Assoziiert man da Zustände von Arbeit/Arbeitslosigkeit? Oder eher von Krankheiten und insbesondere Süchten? Die bösen Arbeitslosen, da wurden sie mühsam entwöhnt, sich vor dem Fernseher mit Kohlehydraten vollzustopfen, und schon nach einem Jahr wissen sie sich nichts anderes, als in dieses Verhalten zurückzufallen!

Mir leuchtet das ja zumindest in einer Variante sogar ein, dass die "Langzeitvermittlung" nicht so wirklich klappt: Dank den Zwangsmaßnahmen können ALG2-Bezieher ja zu fast jedem Job genötigt werden. Befristet, unterbezahlt? Kein Problem, Hauptsache Arbeit. So nehmen sie denn so einen 5-Monats-Job an, gelten als vermittelt, und dann wundert man sich, dass ein Fristjob noch kein Sprungbrett ins mittlere Management war und die Kundschaft bald wieder vor der Türe der ARGE steht. Und natürlich auch gleich wieder da, denn für einen Anspruch auf ALG1 hätte der Job länger dauern müssen … Dass nicht jeder Job aus AGL2 herausführt, hat aber zumindest Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesargentur für Arbeit, noch nicht kapiert, wenn er davon spricht, dass "jemand den Absprung geschafft" habe.

Die ARGEn selbst sind aber auch nicht nur Versuch einer Lösung (ich will mal so wohlwollend sein), sondern auch nur Teil des Problems. 24% der Fallmanager haben auch nur einen Fristvertrag. Na super. Von der einen Seite auf die andere Seite des Schreibtischs innerhalb von zwei Wochen.

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Kurz ein Link

Letzter Teil (?) der Telepolis-Artikelreihe zu ALG2/HartzIV

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