War against people


Die Geschwindigkeit steigt.
Die Zahlen sind noch nicht draußen, allein das Getuschel gab in den letzten Tagen schon genug Anlaß zur Besorgnis, von den nicht in Zahlen benennbaren Bestandteilen der geplanten Umgestaltung des SGB ganz zu schweigen (erläuterte Zusammenfassung z.B. auch beim Sozialticker).

Der letzte Stand der Gerüchte besagt nun, der Regelsatz für ALG2-Empfänger (alleinstehende volljährige wohlgemerkt) solle um ganze 5 Euro steigen.
Rausgerechnet wurden bei dem Gerücht wohl die dekadenten 13,irgendwas Euro, die bei den Nahrungs- und Genußmitteln für Tabak und Alkohol vorgesehen waren, stattdessen sollen Praxisgebühren und Internetkosten aufgenommen worden sein.
Grob überschlagen: 13 Euro raus, 5 rein, macht 18 Euro für Praxisgebühren und Internet. Praxisgebühren 1x pro Quartal, also 3 Euro im Monat, bleiben 15 Euro für Internet. Knapp, meine Herrschaften, knapp. Aber Bedarfsunterdeckung ist man ja die ganze Zeit schon gewohnt (vgl. die Aufschlüsselung des ALG2-Satzes, der ich mich schon mal ausgiebiger gewidmet habe).

Angesichts dieser aber nun wirklich wahnwitzig überzogenen Überalimentierung der Taugenichtse und Schmarotzer verwundert es nicht wirklich, dass die rechtschaffene Empörung sich Bahn bricht, wie zum Beispiel in diesem Kommentar namens „Regierung setzt dem ruinösen Sozialstaat ein Limit“ in der Welt.

Schön, dass dabei unter anderem völlig unter den Tisch fällt, dass die dummsture Weigerung, Mindestlöhne einzuführen, zum Ergebnis hat, dass die Arbeitspflicht von Leistungsempfängern zu einem Lohnniveau geführt hat, das Vollzeitarbeit längst nicht mehr immer ausreicht, um auch nur den Mindestbedarf zu decken. Die Folge davon ist wiederum, dass die Dumpingarbeiter seit Einführung von Hartz IV mit 50 Milliarden unterstützt werden mußten (FR), um eben auch nur das Niveau zu erreichen, das euphemistisch als soziokulturelles Existenzminimum bezeichnet wird. Unter solchen Gegebenheiten noch von sowas wie „Lohnabstandsgebot“ zu faseln, spottet echt jeder Beschreibung.

Am Überraschendsten ist dabei noch, dass nicht mal die Leser mit der These übereinstimmen – mal schauen wo sich das über den Tag noch so hinentwickelt:

Dass sich die Koalition bei dem Coup auch noch kaltlächelnd über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar hinwegsetzt, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Eine noch bessere Demonstration, dass es hier um nichts mehr geht, außer das Speichellecken bei den Lobbyisten und Nach-Amts-Arbeitgebern, hätte man kaum kriegen können.
Ob der Verfassungsschutz sich hinreißen lässt, statt Automobilpyromanen u.ä. die amtierende Regierung zu überwachen? Angebracht wäre es.

Addendum: Noch zwei Links zum gleichen Thema:
Manchmal wünscht man sich die RAF zurück – F!XMBR
(auch die Links am Ende des Beitrags beachten, ich verlinke sie nicht nochmal, weil auch nur dort gefunden, die Meriten kann ich mir nicht aneignen ;))
Hartz IV: Fünf Euro in den Hut! Sadisten bei der Züchtigungsarbeit! – trueten

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