Archive for März, 2007

NoFi: Demolition Man

NoFi:
No Fiction – analog zur Science Fiction, kurz SciFi

Alkohol, Koffein, Kontaktsportarten, Fleisch, scharfe Gewürze, und Sex sind verboten. Von Nikotin ganz zu schweigen.
So stand ’s im Plot vom guten alten "Demolition Man".

(Wie das wohl mit virtuellen Kontaktsportarten bzw. virtueller Gewalt aussieht? Wer sich an den Film erinnert, kennt die halbvirtuelle Version, wie dort bzw. dann Sex praktiziert wird. Körperlos zwar, aber dem verdutzten Blick des zeitversetzten (aufgetauten) Cops Spartan aus den 90er Jahren nach nicht weniger vereinnahmend. – Aber die Hoffnung ist trügerisch, eingedenk allein der Grußformel "Sanfte Grüße, was sind ihre Extreme?" zieht bestimmt schon die bloße Erwähnung von Killerspielen eine Strafe von einem Credit wegen Verstoßes gegen das verbale Moralitätsstatut nach sich …)

"Gesellschaft im Verbotsrausch" titelte nicht etwa 2032 sondern schon 25 Jahre vorher am gestrigen 27.03.2007 ein Leitartikel der WAZ:

"Alles, was gewalttätig, dick, doof oder krank machen könnte, gerät nahezu gleichrangig immer wieder in den Blick der Weltverbesserer."

Die WAZ zu Gefahren und Gründen des Verbotsbooms:

"Einmal davon abgesehen, dass es freudlos ist, Menschen das Leben kurz und klein zu verbieten: Es ist lebensgefährlich. Wenn eine Gesellschaft sich dem Verbotsrausch hingibt, hört sie auf, selbständig zu denken, Verantwortung zu übernehmen und neue Ideen zu entwickeln. […] Verbote […] kosten nichts. Wohnt ihnen sogar ein pädagogischer Ansatz inne, verlassen sich Politiker im Kampf um parteipolitische Macht gern auf die gefühlten Mehrheiten des Moments. Komasaufen? Alkoholverbot. Für den Moment fühlt man eine Mehrheit hinter sich."

Als der Film rauskam, emfpand ich ihn ja schon vor bald 15 Jahren als eine köstliche Persiflage auf den Trend zu sanft, soft und bloß nicht irgendwie gesundheitsschädlich. Und ich lächelte und war froh, denn es könnte schlimmer kommen – und siehe, es kommt schlimmer.

(via)

No Comments

Atomangriff auf New York

Den haben amerikanische Forscher computersimuliert, ist im SpOn zu lesen.
Und, oh Überraschung: Die Folgen wären verheerend, wenn auch "nicht das Ende der Welt".

Durchgerechnet wurden zwei Varianten, einmal mit einer "kleinen" Bombe, die von der "Achse des Bösen" kommen könnte, und mit einer Sprengkraft von 20 Kilotonnen TNT immerhin noch die Dimension der Bombe von Nagasaki erreicht; und zum anderen eine große Bombe mit einer Sprengkraft von 550 Kilotonnen TNT wie man sie angeblich in Russland klauen können soll.

Ergebnis der Berechnungen: Beide Bomben töten durch Druckwelle und Strahlung, nur bei der großen werden noch kilometerweit reichende Feuerstürme angenommen. Die Zone tödlichen Fallouts ist beträchtlich. Die örtlichen Krankenhäuser sind entweder zerstört oder dem Ansturm Verwundeter nicht gewachsen.

Grund der Berechnungen ist natürlich, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Atomangriff auf eine amerikanische Großstadt steige.

Aber zum Schluss des Artikels wird gottlob noch erklärt, wie man die Zahl der Opfer ganz leicht senken kann, wenn man sich auf die hohe Zahl der Verbrennungsopfer einstellt und diese noch im Feld behandelt und außerdem noch die Windrichtung im Auge behält, um dem Fallout auszuweichen.

Außerdem ist uns ja allen aus den klassischen Lehrfilmen noch gut bekannt, dass man sich im Fall eines Angriffs unter seinen Tisch setzen sollte!
Na dann ist ja alles in Butter.

No Comments

Sinn und Sinnlosigkeit

oder: Eingesperrt im Elfenbeinturm

Radio: Auf Linie
Fernsehen: Auf Linie
Zeitungen: Auf Linie
Rest: Zu klein?

Mitunter fällt mich die drohende Belanglosigkeit mit einer Intensität an, dass das nächste Blogposting sehr weit weg rutschen will. Wozu auch, grad dieses Blog hier glänzt durch Unerheblichkeit und Unbekanntheit. Was kümmert ’s da, ob ich meine Widerreden zur Zeit ins Internet stelle, das noch geduldiger ist als Papier, oder auch nicht.

Unlängst fiel mir ein Zeitungsartikel über eine kleine Veranstaltung in die Hände, bei der ich auch "live" anwesend gewesen war. Womöglich hat der Reporter ja den Beruf verfehlt oder mit anderen Dingen zu kämpfen die seine Kapazitäten banden, aber der Artikel war schlichtweg unter aller Sau. Und so sehr ich ansonsten mein eigenes Geschreibsel als Unfug abtun mag, da stell sogar ich mich dreckfrech hin und sag: Das hätt‘ ich besser gekonnt.

Zeitlich nicht weit davon entfernt hörte ich einen Dokumentarfilmer, der mittelgradig mit dem Boykott durch die gleichgeschalteten Fernsehanstalten zu kämpfen hat, sagen: "Auch kleinräumige Öffentlichkeiten können Wirkung haben und haben auch Wirkung."

Die Worte in allen Ehren und ich hoffe und wünsche wirklich, dass da noch was dran ist. Außerdem muss er sich ja diese Einstellung bewahren, sonst kann er seine Kamera bei eBay verscheuern und sich bei der Arge melden.

Trotzdem gibt es diese Phasen, wo ich nicht dran glauben kann, dass eine handvoll "kleinräumige Öffentlichkeiten" noch irgendwas bewirken können gegen die allgegenwärtige Berieselung mit pseudodokumentarischen Formate, die aufklärerisch tun und doch jeden Hintergrund gekonnt aussparen.

Was wird aus einem Haufen kleinräumiger Mikrokosmi? Werden sie einer nach dem anderen geordnet kollabieren? Werden sie einer nach dem anderen missachtet, geschweigedenn verunglimpft in der Ungehörtheit untergehen? Oder besteht doch noch die Chance, aus dem eigenen Elfenbeinturm heraus irgendwie noch wirksam zu werden und noch irgendwas bewirken zu können?

Und was bleibt zur Motivation in den Phasen des Zweifels?
So abgedroschene Phrasen wie "wer nicht kämpft hat schon verloren", ja das ist was wahres dran, aber wie oft kann einen das nicht mehr trösten …
… bis dann die Renitenz wieder die Oberhand gewinnt und wenigstens solche Überlegungen noch den Weg ins Blog finden – more to come

 

No Comments

Vier Jahre, und schon ein Geständnis!

Einer der mutmaßlichen Köpfe von Al Quaida, Chalid Scheich Mohammed, hat, so wird berichtet (z.B. Netzeitung, SZ), gestanden, Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 gewesen zu sein. Außerdem habe er schon den Anschlag von 1993, auch auf ’s WTC geplant. Zudem gab er an, es habe noch weitere 30 Ziele gegeben, vom Sears Tower bis zum Big Ben (Hä? Lauter Bürohochhäuser und dann ’nen Glockenturm?). Nicht genug damit, auch ein Anschlag auf den letzten Papst Johannes Paul II. sowie die Schuhbomber und die Anschläge auf Bali von 2002 standen unter seinem Kommando, glaubt man seiner Aussage.

Außerdem gab Mohammed aber auch zu Protokoll, gefoltert worden zu sein, widersprach dem aber wenig später. Seine Antwort auf die Frage des Tribunals – ist in der Veröffentlichung geschwärzt. Die Vernehmungen finden ohne Presse statt und die Protokolle werden nur zensiert herausgegeben, da sie sensible Informationen unter anderem über die (mittlerweile vierjährige, hauptsächlich in "geheimen CIA-Gefängnissen" abgesessene) Haftzeit enthielten, so das Pentagon. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt.

Ähnlich verworren wie der Glockenturm zwischen den Bürohochhäusern mutet an, dass Mohammed vor der Militärkomission einen Treueeid auf Osama Bin Laden schwor. Betrachtet man sich dann noch die offiziellen (!) Bilder, wie Mohammed schon nach seiner Verhaftung (so die Bildunterschriften) aussah, ergibt sich schnell der Eindruck, der Mann weiß nicht so wirklich, was er da alles erzählt.

Ich fühle mich da ja an den Namen der Rose erinnert, wo der Abt (?) durch die Folter regelrecht gehirngewaschen wurde und sich weit mehr ausmalt, als man ihm vorwarf. Aber das ist natürlich nur eine spontane Assoziation.

Nachtrag:
Fefe hat ’s kürzer gemacht, hatte aber offenbar den gleichen Gedanken …

No Comments

Beschwerde

Das Leben ist eines der Schwersten, hart aber rauh und vor allen Dingen: Ungerecht.

Ich meine es war ja irgendwie abzusehen. Nach wochen- und monatelangem Geracker und erreichtem Teilziel meinerseits kann sich draußen auch der Frühling nicht mehr halten – genausowenig wie der virulente Erreger, der nur auf seine Chance gewartet haben muss. Der typische Entspannungsinfekt hat mich ereilt, ich liege flach und hab ein Stimmchen wie ein Teufel nach durchzechter Nacht.

Schön dann nur, wenn man über Schnipsel stolpert wie diese hier:
"Was bleibt von den Körpern: eine Riesenlache Blut und ein undechiffrierbares Menetekel." (Quelle: Süddeutsche Zeitung 2001) (via Wortschatz).
Sehr interessanter Satz. Das Jahr legt (leider?) schon eine bestimmte Deutung nahe, aber falls ich heute nichts besseres zu tun habe, werde ich mal auf die Jagd gehen, nach dem Zitat …

No Comments

Ausweisen!

Letztens hab ich noch die Geschichte bei Telepolis gelesen. Ist ja schon ein Schwank für sich: Der GröFaZ, fast sieben Jahre lang als staatenloser herumgehopst. Für nationale Denkart muss das ja ein ziemlicher Hammer sein, auch wenn er die österreichische Staatsbürgerschaft denkbar gerne loswurd, wie es bei Telepolis heißt.

Die deutsche soll er jetzt aber auch wieder loswerden, wenn auch postum, so träumt Isolde Saalmann von der Braunschweiger SPD (Spiegel). Nun gut, als Braunschweiger ist man auf das Thema womöglich besonders sensibel zu sprechen – trotzdem drängt sich mir der Vergleich zum Ausweisen auf.

Ham wa nich, woll’n wa nich, ab dafür und weg damit – aus den Registern, aus dem Sinn?

Die Komik ist dabei natürlich unbeschreiblich, der Führer aller Deutschen posthum ent-deutscht. Die ultimative Entnazifizierung. Den unentwegten Anhängern würde der Akt womöglich tatsächlich sauer aufstoßen.

Aber ganz abgesehen davon, dass man die deutsche Staatsbürgerschaft ohnehin nicht loswerden kann, wenn man keine andere hat, und es auch fraglich ist, ob man sie postum aberkennen/entziehen kann.

Für mein (bescheidenes) Dafürhalten hat bis heute keine ordentliche konstruktive Auseinandersetzung mit dem 3. Reich stattgefunden. Dazu wird die Geräuschkulisse von rechts wieder lauter und unverschämter (kommentierte ich gestern auch bei FiXMBR) – sich da eines Hitlers klammheimlich zu entledigen wäre genau die falsche Idee, auch und grade bzgl. Braunschweig, es kam ja nicht von ungefähr, dass man ihm die deutsche Staatsbürgerschaft gerade dort aufgedrängt hat.

No Comments

Wozu überhaupt der Aufruhr um Christian Klar?

Seit Wochen sind nun die letzten inhaftierten Ex-RAF-Terroristen hochgradig medienpräsent, und schön langsam wundert mich, warum.

Mag sein, ich hab das früher nicht so mitbekommen und nur die lapidare Meldung um kurz nach 20 Uhr gesehen, dass jemand auf Bewährung freigelassen wurde. Weiß ich einfach nicht.

Aktuell läuft es aber doch so ab.
Brigitte Monhaupt hat genug von ihrer Strafe verbüsst, als das nach den ganz normalen gesetzlichen Regelungen der Rest der Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Dementsprechend, und weil sie offenbar auch die nötigen Bewertungen/Beurteilungen und/oder Gutachten hat, blieb der ganze Vorlauf mehr oder weniger unbemerkt, kurz vor der Aussetzung kam dann Bewegung in das Äquivalent zum Blätterwald (hab ich erwähnt, dass ich für Printmedien keine Zeit habe?), tat dem Gang der Dinge aber keinen Abbruch mehr und so wird Monhaupt demnächst auf Bewährung aus der Haft entlassen. Was weder mit Reue noch mit Gnade irgendetwas zu tun hat, sondern einfach der Gang der Dinge ist, der im hiesigen Rechtssystem so vorgesehen ist. Für alle, egal aus welchem Grund sie ihre Taten begingen.

Davon eigentlich unabhängig, aber weil man halt sonst nicht mehr so viele hat, kam medial auch Christian Klar auf die Bühne. Klar hat erst 2009 die Chance, wie Monhaupt auf Bewährung freizukommen, allerdings hatte er schon vor einigen Jahren ein Gnadengesuch an den Bundespräsidenten gestellt.

Das ist nun anscheinend ein Kapitel für sich, denn das kann abgelehnt werden, dem kann zugestimmt werden, oder aber es wird einfach nicht beantwortet. So scheint es die letzten Jahre gewesen zu sein, stillschweigend liegengelassen. Bei allem Respekt vor allen Seiten – anders ist das auch nicht ernsthaft zu erwarten.
Jedenfalls, was da zwischen Häftling und Bundespräsidenten abgeht, scheint ziemlich deren Privatvergnügen zu sein, und auf jeden Fall ist der Bundespräsident niemandem Rechenschaft über seine Entscheidung schuldig.

Anyway, dass Klar begnadigt wird, hat er vermutlich nicht mal selbst geglaubt. Insofern kann man es nicht mal mehr als sonderlich unklug bezeichnen, dass er das Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz verfasst hat, die Chance zur Bewährung ist ja auch erst in zwei Jahren gegeben.

Aber was ist dann passiert? Monhaupt kommt also frei, Eva Haule wurde kurz erwähnt, gab aber offenbar medial nichts her, aber von Klar war unlängst was in der *uuuh* Jungen Welt, muss sich wohl wer gesagt haben. Prompt wird das Grußwort, welches schon einen Monat vor dem Rummel um Monhaupt abgedruckt war, wieder ausgegraben und Klar jetzt schon fast wortwörtlich der Strick draus gedreht.

Dass sich die üblichen Verdächtigen natürlich sofort auf das Schreiben einschießen würden lag ohnehin auf der Hand. Dass sie so dermaßen ihr "Demokratieverständnis" outen, ist selten geworden, aber schön zu lesen. Aber dass da jetzt die Riesenwelle drum gemacht wird, das bleibt einfach irrelevant, unverständlich, und wirkt irgendwie beliebig. Das einzige was bzgl. Christian Klar praktisch im Raum stand, waren die Vorübungen Klars für eine mögliche Entlassung auf Bewährung im Jahre 2009. Ungeachtet bestehender Gutachten soll es jetzt erstmal noch mindestens ein neues geben, bevor das wieder anlaufen kann.

Aber was bleibt als Eindruck des ganzen Getöses übrig, die Frage ist doch eigentlich die relevante, um die geht es doch im Medienland?
Was mir hängen bleibt, neben dem schon erwähnten Outing des Demokratieverständnisses, dass zumindest einige laute Figuren im politischen Karussell den Kapitalismus mit der FDGO gleichsetzen. Darüber kann ich mich immerhin amüsieren, aber wem nützt das sonst?
Umgekehrt, als Botschaft, wer dem Kapitalismus nicht die Stiefel leckt ist kein braver Untertan, auch das war schon vorher offensichtlich, genauso wie der nachrichteninduzierte Sofort-Aktivismus, den jeder halbwegs machthungrige an den Tag legt.
Also was dann? Spätwinterloch?

No Comments