Archiv für Februar, 2007

Kommentare zum Bundestrojaner

Die Karlsruher Entscheidung gegen die Online-Durchsuchung steht in einer Serie von wichtigen Urteilen, die gegen ein gefährliches Vorurteil ankämpfen: dass man Grundrechte klein machen müsse, um Straftaten wirksam zu bekämpfen.
Man kann das Recht nicht schützen, indem man es latent verletzt. Das Verfassungsgericht wollte dem Gesetzgeber und den Sicherheitsbehörden sagen, dass es einen unantastbaren Kernbereich privater Lebensführung gibt, den der Staat zu achten hat. Das Gericht hat aber offensichtlich tauben Ohren gepredigt.

So schreibt Heribert Prantl in der Süddeutschen.

Fefe hat auch noch einen interessanten Gedanken:

Ich amüsiere mich ja prächtig über die Ironie, daß die Regierung auf der einen Seite der Sicherheitsindustrie die „Hacker-Tools“ verbieten will, und ihnen damit auch verbietet, das Knowhow aufrecht zu erhalten, das man für das „Hacken“ braucht, aber dann doch noch schnell selber ein solches Tool in Auftrag gibt. Was meint ihr, ist das Timing ein Zufall?

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Rechtsbeugung qua Legislative

Heute quer durch alle Medien (z.B. die Süddeutsche): Das Urteil des BGH zur Live-Überwachung privater Computer. Immerhin ein Lichtblick: Diese Online-Durchsuchung ist rechtswidrig und unzulässig. So steht es derzeit geschrieben und also haben die Richter am BGH so entschieden.

Diese Entscheidung kommt natürlich äußerst ungelegen, will man doch möglichst schon gestern jeden Rechner, der sich ins Internet begibt, auch gleich untersuchen, ob der Benutzer dieses Rechners die Staatssicherheit nicht in irgendeiner Weise gefährden könnte. Und weil es eben gerade noch nicht zulässig ist, die Rechner unbescholtener Bürger ohne deren Wissen zu durchsuchen (nach allem, wohlgemerkt, nach allem!), so muss man den entsprechenden Rechtsrahmen eben schaffen, so schnell wie möglich (wiederum z.B. bei der Süddeutschen nachzulesen).

Als Begründung muss mal wieder zum Einen der altbekannte Terror dienen, zum Zweiten will man wohl die Privatsphäre gern einfach weglamentieren: Man müsse "darüber diskutieren, ‚was denn da eigentlich so privat ist‘ im Online-Bereich und ‚was das Schlafzimmer im Internet" sei,’" so SPD-Wiefelspütz (nachzulesen bei heise).

Ad 1) Als ob sich halbwegs ernstzunehmende Terroristen so unverschleiert äußern würden, dass die Überwachung ihrer Computer etwas nützen könnte … Da liegen sicherlich MS Project-Dateien im Ordner "Anschlag auf Berliner Hauptbahnhof Januar 07", die genau mitteilen, wer wann wie was ausführen soll. Die Vorstellung, dass eine derartige Aktion (so sie denn überhaupt auf einem Rechner abgelegt werden würde, was ohnehin fraglich ist), unter falschem Namen unter Tausenden Dateien mit ähnlichem Namen wohlversteckt wird, von Steganografie ganz zu schweigen, kommt den Planern wohl nicht.
Nun, muss ja auch nicht. Die Ausspähung jedes Einzelnen, der natürlich ja nichts zu verbergen hat, dient ja nur vordergründig der Abwehr potentiellen Terrors (oder wahlweise, nächstes Totschlagargument, Kinderporno). Welchen Zwecken allerdings wirklich … übersteigt die Vorstellungskraft, die ich da zur Verfügung stellen mag.

Ad 2) Das schlägt ja nun vollends dem Fass die Krone ins Gesicht. Die gleiche Logik könnte es auch gebieten, nur noch nackt auf die Strasse zu gehen, denn dadurch, dass ich mich aus meinen eigenen vier Wänden herausbegebe, werde ich ja öffentlich und entsage der Privatsphäre.

Der technisch Geneigte sieht in den ganzen Plänen womöglich auch nur eine bedingte Bedrohung der Integrität seiner Daten und ersinnt Lösungen mit virtuellen und Dummy-Rechnern, die datenlos dem Internetzugang dienen, perfiderweise vielleicht noch einen Honeypot irgendwo, und lässt seine vertraulichen, persönlichen Daten wohlgesichert ohne Netzzugang privat bleiben. Für alles finden sich Lösungen.

Gelackmeiert bleibt dennoch die nicht so technik-affine Masse, der mittels angepasster Rechtslage weder digitale noch kommunikative Privatsphäre bleibt (Stichwort: Vorratsdatenspeicherung) – aber man hat auch nichts zu verbergen, nicht wahr!

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„Am Wochenende kriecht die Zeit

wie eine müde Fliege", stand mal als Quintessenz der wochenendlichen Langeweile in einem Garfield-Strip (und Garfield fügte anerkennen hinzu, Jon mache aus der Langeweile noch eine Kunstform).

Mich deucht, das Internet quadriert diese Kunst bzw. übersteigert sie in typisch hypiger Manier.

Die Medien ergehen sich im alltäglichen Mischmasch aus Terror hier, Geplänkel da, Fussball(-un-)meldungen an den Ecken und als Sahnehäubchen eine Schmunzelmeldung (na für mich war ’s jedenfall eine), die den Dorffrieden wohl einige Zeit stören könnte.

Einträchtig nebeneinander präsentieren sich auch die letzten versprengten Nachrichten vom UN-Klimabericht und die Vorstellung der neuesten Autokreationen, beruhigend untermalt von den allbekannten Tipps, wie jeder etwas Geld … äh, Sprit, ach was, man meint natürlich: CO2 sparen kann, wenn rechtzeitig geschaltet wird. Schon ist das Gewissen wieder rein.

In meinem Feedreader wärmt sich grade das Thema StudiVZ wieder auf, und wer da nicht mitknüppelt (he, ich find die Sachen ja auch albern, aber doch die Aufmerksamkeit nicht wert!) packt, weiß der Geier warum, die Raucher-Nichtraucher-Keule aus. Also, es muss um die Themen wirklich beachtlich schlecht stehen, wenn schon das Thema in Blogs wird. Tjo und weil mir auch nichts anderes/besseres einfällt, steig ich sogar darauf noch ein -.-

Irgendwie hab ich subjektiv den Eindruck, es wären grade Raucherbashing-Wochen. Und weiß noch nicht mal, warum ich drauf reagiere: In meiner aktuellen Schachtel (groß) sind noch sieben Ziggen drin, und von den fehlenden hab ich noch einige verschnorrt, oh Moment, gestern hab ich (die einzige Zigarette des Tages) fremdgeraucht. Anyway, Öffnungsdatum der Schachtel war womöglich sogar noch im letzten Jahr, spätestens aber am 02.01. Die Klauen der Sucht hab ich wohl vom Hals, trotzdem mag es mir nicht so recht schmecken, obwohl ich eigentlich gar nicht aufhören will. Das bemerkenswerteste was mir beim Nichtrauchen auffällt: Alles leere Versprechungen. Weder rieche noch schmecke ich mehr als wenn ich rauchte. Wäre doch mal ein Erklärungsansatz, warum grade Ex-Raucher oft gar so militant daherkommen.

Ich sag ’s ja schon lange: Verkneifen macht verkniffen.

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