Zu groß gewordener Kommentar
Via madchiq stieß ich auf die Gegenbewegung zum Schwarzen Blog.
Eigentlich wollt ich drunter hinkommentieren, aber unterm Schreiben ging der Text mit mir durch, drum gibt ’s jetzt einen Fern-Kommentar.
Zuerst noch einen technischen Mangel rügen, nur der Ordnung halber: Die Franzosen haben nicht gegen Studiengebühren demonstriert – das waren die deutschen Studenten, die sich haben inspirieren lassen "kick it like Frankreich" – sondern gegen eine enorme Aufweitung des Kündigungsschutzes für Berufseinsteiger. Und dummerweise: Der Erfolg gibt ihnen recht.
So jetzt aber zum Text:
Was die Latschdemos so bringen, lässt sich z.b. am Medienecho auf die Studentenproteste der einzelnen Bundesländer ablesen. Wenn da überhaupt was publik wird, dann wird das nicht verbreiteter kundgetan als im Lokalteil der Lokalzeitung. um auch nur ins Landesfernsehen zu kommen, muss man schon Autobahnen besetzen.
Demonstieren heißt ja sich zeigen, aber offensichtlich reicht eine friedfertige Demo nicht aus, um gezeigt zu werden. Die Wichtigkeit des Gezeigtwerdens hat nichts mit Mediengeilheit zu tun: Wenn außer den Einsatzkräften und 500 Teilnehmern von einer Demo keiner etwas erfährt, streichen von den 500 schon die ersten die Segel. Die Sympathisanten wiederum erfahren gar nicht, dass es noch mehr ihrer Meinung gibt. Auch auf diese weise kann man Bewegungen und Oppositionen klein halten. Und zuguterletzt bedeutet eine Demo auch nicht lediglich, sich und sein Thema den eigenen Sympathisanten und den Regierenden aufzeigen zu wollen, sondern auch dem bis dato unbeteiligen kleinen Mann von der Straße – um bei den Studentenprotesten zu bleiben, viele Passanten wußten gar nicht, dass es längst nicht mehr um Langzeitstudiengebühren, sondern um allgemeine geht. Nach Aufklärung wandte sich das Zuneigungsbild oft genug komplett um. Die Passanten erreicht man auf der Straße. Alle anderen nur über die Medien, und deswegen ist es so wichtig, Gehör zu bekommen.
Bin ich deswegen fürs Steineschmeißen oder hört mein Verständnis bei brennenden Barrikaden auf? Ich kann ’s ehrlich gesagt nicht endgültig festmachen. Da hab ich sehr detaillierte Anwendungsgrenzen, die einzeln aufzuführen einen ursprünglich als Kommentar gedachten Post weitaus sprengen würden, und es lässt sich auch nicht reduzieren auf "Personenschäden nein, Sachschäden ja". Sicher bin ich mir nur, dass tutto-kompletto-friedlich nichts mehr erreicht wird.
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Korrupt kommentierte im alten Blog:
Kann ich so ungefaehr auch unterschreiben. Obs was bringt oder nicht, halte ich fuer eine strategische, aber keine moralische Debatte. Ich habe nur das Gefuehl, dass bei Leuten, die an sich fuer die Opfer der G8-Politik engagieren wollen, es fuer *weitaus* notwendiger halten, sich von gewalttaetigen Demonstranten zu distanzieren statt von den Taetern aus der Politik. Und da haben ein paar Leute schlicht den Sinn fuer Verhaeltnismaessigkeit verloren.
Clowns ohne Säure und unversehrte Schwerverletzte
Nur zwei Links zu mehr interessantem Lesestoff:
Spiegelfechter zu den angeblichen Angriffen aus der Rebel Clown Army mit Säure (!) bzw. einer hautreizenden Flüssigkeit auf Polizisten, was dann sogar der Spiegel dementiert hat. Was natürlich überlicherweise davon hängenbleibt, ist, dass das alles durch die Bank Terroristen sind, die da demonstrieren.
Telepolis hat das Thema auch im Gepäck, aber auch noch viel mehr in Sachen "Schwerverletzte" und dgl. mehr. Bei Licht wohl alles gar nicht so schlimm wie angenommen.
Distanzierung von der Distanzierung
Korrupt hatte da ne nette Idee against den Trend zur Distanzierung von allem möglichen.
Kann mich seinem Text praktisch nur anschließen, v.a. letzter Absatz. Rest siehe unten, wobei ich meinen eigenen Text schon wieder relativieren bzw. in dem Falle eher radikalisieren mag. In den letzten Absätzen hatte ich so ein bißchen Kreide gefressen, heute liegt mir diese Sicht hingegen nicht so sehr. Meine Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen …
Neuer Lesestoff btw:
Politblog: Vor Ort in Rostock
Polizeipsychologie zerlegt die Einsatztaktik
Update:
Mittlerweile hab ich auch meinen Schwarzen Block wiedergefunden:
(Mit Layout ist bei blogger zwar nicht viel her, aber es ist ja immer noch der Wille, der zählt)
G8-Auftaktdemo in Rostok
Nein, ich kann es mir beim besten Willen nicht zur Gänze verkneifen, mir – obwohl auch mit schlechtem Gewissen und auch ein bißchen heimlich – doch gehörig ins Fäustchen zu lachen, dass trotz aller medialen Verblödung und aller Diskreditierung und versuchter Verhinderung jedweder Protestformen außer einem erfeulich großen kulturgestützen und friedlichem Demohappening eben doch auch gehöriger Rabatz gemacht wurde: Auch Deutschland ist kein ruhiges Hinterland.
Die Kehrseite ist daran natürlich, dass die Gewalt auch die eigenen Reihen traf und von einigen Ausübenden nicht gezielter und kontrollierter eingesetzt wurde als von den Staatskräften, denen man dies immer so gerne vorhält.
Und selbstverständlich führt auch jede Ausschreitung neben der beschissen schlechten Presse, die sich dann wieder einmal mehr darauf konzentriert als auf die Inhalte der Gegenbewegung (mal global als Gesamtkonstrukt betrachtet), auch dazu, dass den Verfechtern repressiver Einschränkungen der demokratischen Freiheiten, in die Hände gespielt wird und die sich jetzt hinstellen (bzw. hinsetzen) können, und sagen: "Wir haben es ja gleich gesagt". Auf rd. 1000 Verletzte auf beiden Seiten nur nach der Einstiegskundgebung hin wird die Gegenwehr gegen Demoverbote schwieriger und der Rechtfertigungsdruck für friedliche Protestformen größer.
Ein großes Argument gegen den Versuch, über die gleichen Medien zu kommunizieren wie die Kräfte, die man zu bekämpfen versucht, liefert der Spiegelfechter mit Zitat und Videolink – was der Spiegel da propagierte, kann man nicht mehr als Versehen erachten. Da bin ich wohl auch schon zu sehr Verschwörungstheoretiker, als dass ich da an blanke Schlamperei glauben könnte, wenn schlichtweg falsch und komplett sinnentstellend übersetzt wird, und der O-Ton dabei unterschlagen wird um letztlich eine Richtung in der Berichterstattung zu untermauern. Mittlerweile wurde das zwar korrigiert, aber was 23h verbreitet wurde, setzt sich erstmal fest. Das Dementi gibt weniger Sensation her und wird ggf. auch nicht mehr so viele erreichen. Von der Ausrede ganz zu schweigen.
Fast schon interessanter als die Artikel lesen sich die Kommentarmassen bei Indymedia. Falls stimmt, dass sich die Polizei zu Beginn der Demo so massiv zurückgehalten hat, wie einige schreiben, kann man erstmal nur seinen Hut ziehen. Ich kenne das auch anders, kenne auch das irreale Gefühl, einem BFE/USK gegenüberzustehen, der qua Instruktion (und Indoktrinierung?) zu keiner Kommunikation bereit ist, sich nicht im ruhigen Tonfall ansprechen lässt, sondern glattweg durch einen hindurchschaut. Mal ganz davon abgesehen, dass von einer nicht nur durch Uniform und Kampfausrüstung sondern auch durch Verhalten manifestierten Entmenschlichung auch eine Eigengefährdung für die Polizisten ausgeht, auch durch sowas fällt die Beißhemmung beim potentiell gewaltbereiten Gegenüber. Aber davon wieder weg. Sollten also die Berichte aus den Indy-Kommentaren korrekt sein, dann verlief die Demo zu Anfang tatsächlich von beiden Seiten vorbildlich.
Zu Anfang.
Von welcher Seite die Eskalation dann ausgelöst wurde, ausging, maße ich mir von der Ferne nicht an, beurteilen zu können. Da hoffe ich auch gar nicht, dass es irgendeine neutrale Berichterstattung geben könnte, die das glaubhaft darstellen würde. Dazu sind wie oftmals die Fronten zu verhärtet und die Chance, auf Unbeteiligte Zeugen zu treffen minimal. In der Folge der ersten Eskalation – irgendwie muss es ja begonnen haben – haben aber offensichtlich dann wieder beide Seiten ihre Minuspunkte zu verbuchen. Auf Seiten der Demo und der Demonstranten wurden Täter willentlich und/oder Unwillentlich gedeckt und nicht ausgeschlossen, separiert, wobei ich da auch schwerlich sagen kann, ob in einer Demo von mehreren Zehntausenden das möglich wäre. Von Seiten der Polizei, und da glaube ich auch eine Quintessenz aus diversen Berichterstattungen herauslesen zu können, wurde aber im gleichem Moment auch unverhältnismäßig heftig und damit auch übertrieben reagiert, überreagiert, so reagiert, dass aus der REaktion wieder Aktion wurde.
Den Theorien/Erzählungen von agents provocateurs, die in der Demo platziert worden waren, kann man Glauben schenken oder nicht – das hängt wahrscheinlich von der Neigung des Rezipienten ab. Die Möglichkeit zu verleugnen halte ich aber auch für naiv. Allein aus der Anschauung, wie rechtslastige/-radikale Gruppen im Vorfeld von G8 massiv ebenfalls gegen den Gipfel agierten und sich dabei einer Argumentation bedienten, die unreflektiert und oberflächlich der Argumentationen der Linken nicht mal allzu unähnlich erscheint, erschließt sich auch der Gedanke, dass außer polizeilichen Aufrührern mglw. auch Kräfte von rechts als mögliche Provokateure aus dem Inneren der Demo infrage kommen. Ich sage nicht, dass es so war oder dass ausschließlich "Fremdpersonen" aus der Demo mit Gewalt begonnen, aber ich sage auch nicht, dass es nicht so war oder dass ich die Möglichkeit nicht in Betracht zöge. Und dummerweise findet sich ohnehin schon in jeder Gruppe, und sei sie noch so klein, immer derjenige, dem die Mittel nicht weit genug gehen, der mehr Spass an Riots und Randale hat. Erst recht sind diese Umtriebigen dann in einer Menge zwischen 20.000 und 80.000 Menschen (je nach Quellenangabe) leider zu erwarten.
Und nochmal ganz unabhängig davon, ob oder wie ich mich zu aktuellen Geschehnissen positioniere, komme ich um Eines nicht herum. Die Idee, politische Geschehnisse im Gespräch, am Tisch oder durch friedliche Bekundung der anderslautenden Meinung zu verändern, die ist naiv. Das funktioniert schon nicht auf lokalster Ebene, wie soll es auf globaler funktionieren können. Ist man dem politischen Gesamtsystem nahe genug, schluckt und assimiliert es einen. Steht man weit genug entfernt ihm kritisch gegenüber, wird man bestenfalls ignoriert oder aber in Misskredit gebracht. Die Zeiten, wo man händchenhaltend und Liedchen singend eine anrückende Polizeitruppe aufhalten konnte ohne dabei kassiert zu werden, sind vorbei, wenn es sie denn überhaupt jemals gab. Ich legitimiere nicht jegliche Form von Gewalt, und Steine auf die Bauern zu schmeißen, die den falschen Beruf gewählt haben, hilft ganz gewiß niemandem weiter. In dem Moment wo Menschen verletzt oder getötet werden, wird eine Grenze überschritten, die nicht überschritten werden darf.
Die Frage ist, wie man die eigene Handlungsentschlossenheit dann sinnvoll untermauert und demonstriert und dabei zeigt, dass man eben nicht nach dem Händchenhalten und Liedchensingen wieder brav nach Hause schleicht und Montag wieder zur Arbeit pilgert als wäre nie etwas gewesen. Mit dem Friedlichbleiben ist über die Jahre nicht so sonderlich viel erreicht worden, außer dass passiver Widerstand auch schon als Landfriedensbruch gilt und geplante Demorouten routinemäßig eingeklagt werden müssen, weil man sonst durch menschenleere Gebiete geleitet würde. Nur was die Alternative ist oder sein könnte … da bin ich derzeit noch ratlos. Latschdemos sind es nicht, aber blanke hooliganeske Randale ist es mit Sicherheit auch nicht, man kann nur hoffen, dass sich da irgendwie eine Lösung findet.
Gelesenes hier gesammelt:
TP: Demonstration gegen G8-Gipfel endete in Militanz
TP: Bericht eines Demonstranten aus Rostock
indymedia: Rostock: Polizei gewaltausloesendes Element
spiegelfechter.com: spon-strickt-an-der-rostock-legende
indymedia: Zehntausende bei Auftaktdemo gegen G8-Gipfel
indymedia: Agenturfotograf von Polizist verprügelt
zappi: rostock-ein-sommerschlachtstraum/
politblog: eskalation-polizei-inszeniert-buergerkrieg
korrupt: mit-friedlichen-mitteln-erreichen-wir-nichts
dobschat: wie-bescheuert-seid-ihr-eigentlich
Junge Welt: Unsere Militanten
Schäubles Kontaktanzeige
Verfasst von asynchron unter G8, Überwachung am 2007/05/31
"Wolfgang (64), jung gebl., gut situiert, sucht pol. aktive junge Frauen u. Männer (18-30), die ihm gegen Rückporto ihre getragene Unterwäsche od. Socken zuschicken. Späteres ggs. Beschnuppern nicht ausgeschlossen. Kennw.: "Du riechst so gut" "
Generalbundesanwältin im Interview
Verfasst von asynchron unter G8, Terror, Überwachung am 2007/05/29
Der Spiegel hat die Generalbundesanwältin Monika Harms zum Gespräch gebeten. Der Spiegel dabei teilweise erstaunlich spitzzüngig:
Harms: Erlauben Sie eine Gegenfrage: Ist Ihnen, als Sie jüngst über die RAF und vermeintliche Fehler des Staates berichtet haben, durch den Kopf gegangen, dass Sie dadurch eine Solidarisierung mit dem Gedankengut der RAF bewirken könnten?
SPIEGEL: Wir sind keine Ermittlungsbehörde, und die RAF ist seit 1998 Geschichte.
Was sonst so rauskam …
SPIEGEL: Wie stark muss sich ein Rechtsstaat auch in den Mitteln von einem Polizeistaat unterscheiden? [Anm.: Im Kontext Geruchsproben]
Harms: Hier geht es doch nicht um Oppositionelle wie einst in der DDR, sondern um Straftäter, die nach Brandanschlägen Bekennerschreiben verschicken. Wenn diese Briefe besonders duften, ist das ein Ermittlungsansatz, dem wir nachgehen müssen. Brandanschläge sind ja keine Bagatelldelikte. Auch Andreas Baader und Gudrun Ensslin haben mit Gewalt gegen Sachen begonnen, bevor sie die RAF gegründet haben.
SPIEGEL: Wollen Sie die Globalisierungskritiker mit der RAF vergleichen?
Harms: Nein, das will ich nicht. Ich will nur davor warnen, die jüngsten Anschläge zu bagatellisieren.
Achso. Aber erstmal schön plakativ ins Feld führen, dass ja schließlich jeder mal mit einem kleinen Brandsatz angefangen habe.
Und sonst? Gekonntes Ausweichen, wachsweiche Antworten etc. pp., das übliche halt, und schlimmstenfalls weiß man halt von nichts.
SPIEGEL: Ihr Haus kennt die Aussagen doch schon seit 1982. [Anm.: Aussage von Verena Becker über den Schützen beim Buback-Attentat]
Harms: Das sagen Sie.
SPIEGEL: Das sagt die Bundesregierung. […]
Harms: Ich kann nur sagen, dass wir keine Unterlagen im Haus gefunden haben und bisher auch keine Möglichkeiten haben, Aussagen, die noch immer als „geheim“ eingestuft sind, zu verwerten. Was bei Ihnen nachzulesen war, steht insofern auf einem anderen Blatt.
SPIEGEL: Wo sind die Kopien in Ihrem Haus abgeblieben?
Harms: Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich es nicht weiß.
*seufz*
Homophobie Amok
Verfasst von asynchron unter (mad) society am 2007/05/28
Da stolperte ich grad in der Netzeitung über die Randmeldung, im Polen würden aktuell die Teletubbies als schwul verdächtigt. Grund zu der Annahme: Tinky-Winky soll zwar männlichen Geschlechts sein, trägt aber eine Handtasche mit sich herum (die haben dabei sogar noch was übersehen: Er trägt lila – welcher anständige heterosexuelle Mann zieht sich denn bitte lila an? Lila und eine rote Handtasche, das geht nun wirklich zu weit …).
Subjektiv kann ich persönlich bei den vier Pummeln sowieso keine Geschlechtsunterschiede ausmachen. Eigentlich fiel mir dazu nur eine launiger Seitenhieb auf die damit wohl endgültig ausgestorbene Herrenhandtasche ein – aber bei dem Ausmaß der gesellschaftlich akzeptierten und nachgeradezu zelebrierten Homophobie im ‚Ostblock‘, da trifft das zu kurz.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Polen die Entdeckung mit der Handtasche nicht als erste/selbst gemacht haben, da war ihnen nämlich ein amerikanischer Fundamentalistenprediger zuvorgekommen.
Die Impertinenz, mit der die Gesamtächtung vom Homosexualität einerseits auf religöser Basis und andererseits mit der Gefährdung von Kindeswohl – wie wir doch alle wissen, entsteht Homosexualität nur durch schlechte Vorbilder, sprich geistige Verführung im Kindesalter *argh* – aufgebaut wird, ist schon arg heftig. Und wie in vielen dieser demagogischen Debatten (siehe auch: Killerspiele) völlig am wissenschaftlich Fundierten vorbei. Aber das wird ja auch gar nicht benötigt, schließlich hat man ja noch ein gesundes Volksempfinden und weiß, was gesund ist, und was krank. (Wahrscheinlich genausogut, wie andere wissen, wer anständig ist, und wer nicht.)
Die Deutungsansätze für die Ursachen von Homophobie (siehe Wikipedialink oben) sind pointiert, vor allem bei der tiefenpsychologischen Perspektive – und mehr bleibt dazu wahrscheinlich gar nicht mehr zu sagen. Außer vielleicht den ein oder anderen mal einen dezenten Hinweis auf das aktuelle Kalenderjahr zu geben.
Ach ich stell grad fest, das Thema ärgert mich noch viel mehr, als ich durch Bloggen abbauen kann. Schluss also. Unlustige Zeiten.
Funke der Hoffnung
Ja klasse. Ungeachtet aller Einwände und geleitet von nicht vorstellbarer Idiotie oder aber Durchtriebenheit wurde also der § 202c StGB durch den Bundestag gewunken (CCC).
Über den Irrwitz und die Verflechtungen, die das nach sich zieht, haben andere schon genug geschrieben (Netzpolitik.org, Fefe, missi) die Links sind lesepflichtig, aber ich spar mir das Wiederkäuen.
Zwar ist es sonst ja nicht so meine Art, das Gute an etwas zu sehen, aber vielleicht bietet dieses Debakel auch eine Chance. In der IT arbeiten ja nicht wenige Leute, und auch unter denen wird es die Masse (der Schafe, ich setz es jetzt mal nur in Klammern) geben, die immer noch der Ansicht sind, das ginge sie ja nichts an und nach dem Motto, sie seien ja "anständig".
Mit der neuen Gesetzgebung im Nacken fällt ihnen vielleicht auf, dass das jetzt einem Berufsverbot gleichkommt. Oder dass sie die Sicherheitschecks, die sie immer für die Kunden gemacht haben, auf einmal nicht mehr machen dürfen, sondern das darf grade nur noch Konkurrent 23, weil der den "Darf-Schein" schon hat. Usw. usf.
Auf einmal sind die ganzen braven Mittelständler und Arbeitengeher zumindest einer Branche ziemlich betroffen. Die haben dann auch noch Familien und Bekannte und regen sich vielleicht vor denen mal drüber auf. Und vielleicht denken dann auch nur 5% ein winziges Stück weiter. Und teilen die Gedanken (möglichst im Bad, bei rauschenden Wasserhähnen, oder auf einer Autobahnbrücke …) mit Kollegen und/oder Freunden. Und vielleicht geht da dem ein oder anderen doch ein Licht auf.
Hey, man wird doch noch mal hoffen dürfen …
Bilder, die die Welt erklären
Ganz unabhängig von dem Bericht über die mediale Aufschaukelung einer Hysterie bei Telepolis – das Bild, das zur Untermalung ganzen Hypes (*) benutzt wurde, hat seine ganz eigene innewohnende Komik.
(*) über dessen Gegenstandlosigkeit oder auch -haltigkeit ich keine abschließende Meinung habe. Allerdings das Faktum, dass Australien aufgrund der Einschätzung der USA, die wiederum auf der des BKA beruht (und die hatte auch wieder ganz eigene Schwächen, fällt mir allerdings leider heute abend nicht mehr en detail ein), eine Reisewarnung für Deutschland rausgegeben hat, das find ich doch außerordentlich drollig.
Alles nur Verschwörung?
Verfasst von asynchron unter Verschwörung am 2007/05/17
Via Mail bin ich die Tage mit einer interessanten These konfrontiert worden. Mein langjähriger Mailfreund (jaja, heute hat man keine Brieffreunde mehr, sondern Mailfreunde. In Zeiten von immer größerer (eingeforderter) Mobilität ist eine Mailadresse auch weitaus verlässlicher als eine Postadresse …) hat von Blogs ’ne eher schlechte Meinung, so schrieb er mir. Für ihn sind das größtenteils Leute, die irgendwelchen Verschwörungstheorien nachjagen, und je mehr sie auf Verschwörungstheorienseiten lesen, desto mehr glauben sie dran.
Von Natur aus von Selbstzweifeln zerfressen nage ich jetzt schon ein paar Tage an dieser These herum. Zudem er auch noch weitgehend recht damit hat, wenn er fortfährt, die meisten üblen Fakten seien nicht verdeckt und warteten drauf, dass sie irgendein Agent Mulder aufdecke, sondern seien ganz offen irgendwo zu finden, und man müsse sie nur nachlesen.
Bei letzter Ansicht kann ich ihm auch wirklich nur beipflichten. Das sehe ich inzwischen ganz genauso. Und drum halte ich die Blogs, die ich so regelmäßig lese, nun weniger für verschworene Theoretiker, sondern für genau das, was man gar nicht genug brauchen kann, wenn man nicht selbst jeden Tag etliche Stunden ins Web und die Recherche verwenden kann (zumindest, wenn man nicht dafür bezahlt wird, oder anderweitige zeitraubende Verpflichtungen hat – oder wie auch immer, ich fände jedenfalls vieles nicht von selbst, was mir die Blogs zutragen): Für mich sind wenigstens die Blogs in meinem Feedreader die Zuträger genau der Informationen, die irgendwo ganz offen rumliegen, aber auf den Standardpfaden der Verblödungsmedien eben doch außen vor gelassen werden.
Da kann man ja jetzt sogar zu einer neuen Metadiskussion über Profi- und Laienjournalismus ausholen. Wildes Vor-Sich-Hin-Geschreibsel aus dem Ärmel und dem blauen Himmel ist eins, aber das Verzapfte mit Referenzen zu belegen, ist etwas ganz anderes. Wo sich da die Referenzen aus dem Nebel der schwer nachzuprüfenden Quellen herausbewegen, da entbehren auch die Blogs jedem Vorwurf der Verschwörung. Imho.
Genauso wie es zweifelhafte Webseiten gibt (neben Printmedien und allem anderen), gibt es "natürlich" auch die Blogs, die sich fern aller Seriosität bewegen – aber es liegt ja am Leser, herauszufinden, ob er dem traut, was da steht, oder nicht.
Oder bin ich nur schon viel zu tief verstrickt in die Verschwörungstheorien?