Alles nur Verschwörung?


Via Mail bin ich die Tage mit einer interessanten These konfrontiert worden. Mein langjähriger Mailfreund (jaja, heute hat man keine Brieffreunde mehr, sondern Mailfreunde. In Zeiten von immer größerer (eingeforderter) Mobilität ist eine Mailadresse auch weitaus verlässlicher als eine Postadresse …) hat von Blogs ’ne eher schlechte Meinung, so schrieb er mir. Für ihn sind das größtenteils Leute, die irgendwelchen Verschwörungstheorien nachjagen, und je mehr sie auf Verschwörungstheorienseiten lesen, desto mehr glauben sie dran.

Von Natur aus von Selbstzweifeln zerfressen nage ich jetzt schon ein paar Tage an dieser These herum. Zudem er auch noch weitgehend recht damit hat, wenn er fortfährt, die meisten üblen Fakten seien nicht verdeckt und warteten drauf, dass sie irgendein Agent Mulder aufdecke, sondern seien ganz offen irgendwo zu finden, und man müsse sie nur nachlesen.

Bei letzter Ansicht kann ich ihm auch wirklich nur beipflichten. Das sehe ich inzwischen ganz genauso. Und drum halte ich die Blogs, die ich so regelmäßig lese, nun weniger für verschworene Theoretiker, sondern für genau das, was man gar nicht genug brauchen kann, wenn man nicht selbst jeden Tag etliche Stunden ins Web und die Recherche verwenden kann (zumindest, wenn man nicht dafür bezahlt wird, oder anderweitige zeitraubende Verpflichtungen hat – oder wie auch immer, ich fände jedenfalls vieles nicht von selbst, was mir die Blogs zutragen): Für mich sind wenigstens die Blogs in meinem Feedreader die Zuträger genau der Informationen, die irgendwo ganz offen rumliegen, aber auf den Standardpfaden der Verblödungsmedien eben doch außen vor gelassen werden.

Da kann man ja jetzt sogar zu einer neuen Metadiskussion über Profi- und Laienjournalismus ausholen. Wildes Vor-Sich-Hin-Geschreibsel aus dem Ärmel und dem blauen Himmel ist eins, aber das Verzapfte mit Referenzen zu belegen, ist etwas ganz anderes. Wo sich da die Referenzen aus dem Nebel der schwer nachzuprüfenden Quellen herausbewegen, da entbehren auch die Blogs jedem Vorwurf der Verschwörung. Imho.

Genauso wie es zweifelhafte Webseiten gibt (neben Printmedien und allem anderen), gibt es "natürlich" auch die Blogs, die sich fern aller Seriosität bewegen – aber es liegt ja am Leser, herauszufinden, ob er dem traut, was da steht, oder nicht.

Oder bin ich nur schon viel zu tief verstrickt in die Verschwörungstheorien?

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