Uuuh, unbezahlte „Praktika“


Na toll. Die Welt bricht nach wie vor so gut wie auseinander, ich verliere kein Wort, und was lockt mich dann wieder aus der Reserve? Der wohlkalkulierte Feiertagsaufreger für die Hosentasche.

Webauf, webab wird sich grad (künstlich) drüber aufgeregt (der Einfachheit halber mal Link zu Fefe), dass ALG2-Empfänger bei Amazon regulär arbeiten, das aber als „Maßnahme zur Aktivierung und berufliche Eingliederung“ tituliert und die Arbeit damit von Amazon nicht bezahlt wird, sondern als „Praktikum“ gilt und die (Saison-)Arbeiter weiterhin ALG2 beziehen. Der offizielle Aufreger ist dabei, dass Amazon sich zur Hauptgeschäftszeit (Weihnachten) wohl auch immer wieder die gleichen Leute ranholt, und die „Aktivierungsmaßnahme“ bzw. Einarbeitung bei denen eigentlich nicht erforderlich wäre (es sei denn, man unterstellt, dass die dummen, faulen Hartz-Säcke nach 11 Monaten ohnehin schon wieder vergessen haben wie man Pappkartons zuklebt – eigentlich warte ich noch auf das Argument).

Worüber sich natürlich wieder keiner aufregt, dass es offenbar als völlig legitim gilt, die ALG2-ler grundsätzlich von 6 Wochen Arbeit nur 4 zu bezahlen, weil man sie 2 Wochen anlernen müsse, das sog. „Praktikum“. Was wohl auch die wenigsten wissen, welche Unmengen an ALG2-Empfängern andauernd und wiederholt in vom Nutznießer unbezahlte „Praktika“ gesteckt werden, in der Zeit normale Arbeit verrichten, aber weiterhin vom Jobcenter ihr karges Substandard-Einkommen beziehen.

Das ist wieder so ein Skandalfeld beim ALG2, von dem einfach nicht genug Leute wissen. Die ALG2-Empfänger haben kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren. Das Jobcenter meint am Ende auch noch ernstlich, es tut ihnen was gutes („Aktivierung“), und die Unternehmen kriegen Arbeitskräfte gratis frei Haus. Das ist fast so rentabel wie ein Euro-Jobber, der keine 200€ bekommt, für dessen Verwaltungsaufwand der, der ihm den angeblich zusätzlichen, gemeinnützigen Job gibt, aber mehrere Hundert Euro vom Jobcenter bekommt – bei Licht besehen kann es zusätzlich, gemeinnützige Arbeit überhaupt nicht geben: Wenn ein Unternehmen eine Tätigkeit nachfragt, ist das schon Arbeitsmarkt. Und eben gerade kein zusätzlicher Job, der nur gnadenhalber für einen ALG2-ler aufgemacht wird, damit der wieder einen Tagesablauf und Sinn im Leben bekommt …

Es ist einfach von vorne bis hinten, von oben bis unten nur Pfui.

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