Seit Wochen sind nun die letzten inhaftierten Ex-RAF-Terroristen hochgradig medienpräsent, und schön langsam wundert mich, warum.
Mag sein, ich hab das früher nicht so mitbekommen und nur die lapidare Meldung um kurz nach 20 Uhr gesehen, dass jemand auf Bewährung freigelassen wurde. Weiß ich einfach nicht.
Aktuell läuft es aber doch so ab.
Brigitte Monhaupt hat genug von ihrer Strafe verbüsst, als das nach den ganz normalen gesetzlichen Regelungen der Rest der Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Dementsprechend, und weil sie offenbar auch die nötigen Bewertungen/Beurteilungen und/oder Gutachten hat, blieb der ganze Vorlauf mehr oder weniger unbemerkt, kurz vor der Aussetzung kam dann Bewegung in das Äquivalent zum Blätterwald (hab ich erwähnt, dass ich für Printmedien keine Zeit habe?), tat dem Gang der Dinge aber keinen Abbruch mehr und so wird Monhaupt demnächst auf Bewährung aus der Haft entlassen. Was weder mit Reue noch mit Gnade irgendetwas zu tun hat, sondern einfach der Gang der Dinge ist, der im hiesigen Rechtssystem so vorgesehen ist. Für alle, egal aus welchem Grund sie ihre Taten begingen.
Davon eigentlich unabhängig, aber weil man halt sonst nicht mehr so viele hat, kam medial auch Christian Klar auf die Bühne. Klar hat erst 2009 die Chance, wie Monhaupt auf Bewährung freizukommen, allerdings hatte er schon vor einigen Jahren ein Gnadengesuch an den Bundespräsidenten gestellt.
Das ist nun anscheinend ein Kapitel für sich, denn das kann abgelehnt werden, dem kann zugestimmt werden, oder aber es wird einfach nicht beantwortet. So scheint es die letzten Jahre gewesen zu sein, stillschweigend liegengelassen. Bei allem Respekt vor allen Seiten – anders ist das auch nicht ernsthaft zu erwarten.
Jedenfalls, was da zwischen Häftling und Bundespräsidenten abgeht, scheint ziemlich deren Privatvergnügen zu sein, und auf jeden Fall ist der Bundespräsident niemandem Rechenschaft über seine Entscheidung schuldig.
Anyway, dass Klar begnadigt wird, hat er vermutlich nicht mal selbst geglaubt. Insofern kann man es nicht mal mehr als sonderlich unklug bezeichnen, dass er das Grußwort an die Rosa-Luxemburg-Konferenz verfasst hat, die Chance zur Bewährung ist ja auch erst in zwei Jahren gegeben.
Aber was ist dann passiert? Monhaupt kommt also frei, Eva Haule wurde kurz erwähnt, gab aber offenbar medial nichts her, aber von Klar war unlängst was in der *uuuh* Jungen Welt, muss sich wohl wer gesagt haben. Prompt wird das Grußwort, welches schon einen Monat vor dem Rummel um Monhaupt abgedruckt war, wieder ausgegraben und Klar jetzt schon fast wortwörtlich der Strick draus gedreht.
Dass sich die üblichen Verdächtigen natürlich sofort auf das Schreiben einschießen würden lag ohnehin auf der Hand. Dass sie so dermaßen ihr "Demokratieverständnis" outen, ist selten geworden, aber schön zu lesen. Aber dass da jetzt die Riesenwelle drum gemacht wird, das bleibt einfach irrelevant, unverständlich, und wirkt irgendwie beliebig. Das einzige was bzgl. Christian Klar praktisch im Raum stand, waren die Vorübungen Klars für eine mögliche Entlassung auf Bewährung im Jahre 2009. Ungeachtet bestehender Gutachten soll es jetzt erstmal noch mindestens ein neues geben, bevor das wieder anlaufen kann.
Aber was bleibt als Eindruck des ganzen Getöses übrig, die Frage ist doch eigentlich die relevante, um die geht es doch im Medienland?
Was mir hängen bleibt, neben dem schon erwähnten Outing des Demokratieverständnisses, dass zumindest einige laute Figuren im politischen Karussell den Kapitalismus mit der FDGO gleichsetzen. Darüber kann ich mich immerhin amüsieren, aber wem nützt das sonst?
Umgekehrt, als Botschaft, wer dem Kapitalismus nicht die Stiefel leckt ist kein braver Untertan, auch das war schon vorher offensichtlich, genauso wie der nachrichteninduzierte Sofort-Aktivismus, den jeder halbwegs machthungrige an den Tag legt.
Also was dann? Spätwinterloch?