Nach dem soundsovielten Amoklauf und dem soundsovielten Vorstoss wurde es jetzt "endlich" Wirklichkeit. Man hat klar erkannt, was das Problem verursacht, wie seine Facetten geartet sind, wie den Vielschichtigkeiten zu begegnen ist. Der Wurzel allen Übels soll mit allem Nachdruck, aller Schärfe und allem Elan der Garaus gemacht werden: Killerspiele sollen in Deutschland verboten werden (heise online).
(Im Forum zum Beitrag übrigens ein netter Link zu einem bezogenen Blog.)
Die ganze Zeit bin ich dabei einfach unentschlossen, worüber ich entsetzter sein soll: Über die Hartnäckigkeit, mit der vorhandene alternative Erklärungsansätze, angefangen bei den eigenen Abschiedsbriefen der Täter, beiseite gelassen werden, oder über diejenige, mit der fundierte Einwände durch eigenes Zusammenreimen ersetzt wird (da gab ’s doch auch so einen Politiker und Killerspieleexperten, der von Zersägen von Jungfrauen salbaderte, und gleich noch eine Art Konditionierung "Knopf -> Arm ab" herbeiimprovisierte …).
Dabei wurde zuletzt sogar in Mainstreammedien einer Kapazität der forensischen Psychologie das Wort gewährt, dem Profiler Dr. Jens Hoffmann. Da gab es entzückend schnoddrige Statements wie z.B. "aber die Innenministerien hätten die Forscher abgewimmelt. ‚Die glauben, Gewalt falle vom Himmel.’". Wortwörtlich wird da doch tatsächlich in einer ganz normalen Tageszeitung (nämlich der Frankfurter Rundschau vom 19.12.06, Artikel online leider nicht mehr verfügbar) geschrieben, "Letzterem [dem Fan von Killerspielen] gar mit einem restriktiven Gesetz beikommen zu wollen, hält der Psychologe für ‚völlig grotesk‘." Und: "Die ganze Zeit über gebe es Momente, an denen sich ablesen lasse, dass etwas schief geht, glauben die Darmstädter Psychologen. […] Man müsse lernen, so etwas ernst zu nehmen." – Wohlgemerkt war das nur ein Artikel von einigen, die mir da zu dem Thema auffielen.
Es gibt also schon noch Hoffnung und es sitzt doch noch nicht jeder der Propaganda auf, es gebe eine *schnipp*-und-weg-Lösung. Allerdings: Was dann daraus wird, wenn sogar noch mehrschichtig beleuchtet wird, was Gründe, Hintergründe und Ursachen sein können, ist ein wahres Lehrstück in Sachen angewandte Demokratie. L’état, c’est moi, und weil ich gerade an der Macht bin, werde ich genau das tun, wonach mir schon immer war. Und morgen wird sich wieder verwundert über die Politikverdrossenheit empört. Widerlich.