Es ist kalt. Nein nein, ich meine nicht "kühl", oder "frisch" oder "herbstlich", mir ist es rat-ten-kalt. Das hat nur unwesentlich damit zu tun, dass die Heizung hier erst seit zwei Tagen wieder geht, und der amtliche Wind-Chill von 5° trifft es auch nicht.
14,1° am Balkon, gefühlte -12°, amtliche asynchrone Wettermeldung.
Was macht man dann schon an so einem Tag –> mit schlechtem Gewissen bei lauen Temperaturen die Heizungen hochfahren. Erkältung kann ich leider aus Termingründen grade überhaupt nicht brauchen. Dazu statt zu tun was ich müsste einmal mehr in die tiefsten Abgründe des Internets herabsteigen: Nachrichten und Foren.
Und dann: Verzweifeln an der Welt, wo die Blöden so viel zu laut sind, wo Politiker-Nachnamen zu Masseinheiten für Pannen schon längst geworden sind. Neue Umnutzungen: Masseinheiten für dummes Dahergelabere und Inkompetenz.
Verzweifeln an einer (Online-)Welt, wo jeder Furz zum sozial- und damit auch finanzpolitischen Thema aufgeblasen wird, von Forenschreibern mit keinen zwei Dutzend Beiträgen, Fakes also höchstwahrscheinlich.
Wer macht solche Fakes? Die Frage stellt sich, woher sollte soviel geistige Diarrhoe schon kommen? Wer hat es nötig, mit solcher brachialer Übermachtsgewalt "Volkes Stimme" zu simulieren?
Oder begeht hier ein Misanthrop einen antropophilen Irrtum und die Verblendung ist wirklich schon soweit fortgeschritten? Dann Gnade uns allen und Hoffnung darein gesetzt, dass dieses internetbevölkernde Pack mengenmäßig nicht viel hermachen kann.
Ach wie man ’s auch dreht und wendet, die Lage bleibt fatal. Da reift in einem der Drang, beim morgendlichen Bus- und U-Bahn-Fahren kurz vor der Ausstiegsstelle Kurzproklamationen abzuhalten und wider den Medientenor anzupredigen; oder mehr noch … Gesellschaftsguerilla, ja!
Und dazu spu(c)kt mir ein Zitat im Kopf herum, von dem ich nur noch vermute, dass ich es mal in einem Handke fand. "Mir läuft das Wasser im Mund zusammen: Ich sehe eine Leiche," summe dabei fröhlich Zeter und Mordio und hoffe auf die sanfte Wirklichkeit (*)
Hoffentlich ist mir morgen wieder wärmer …
(*) zugegeben, ich hab das als Ganzes während des Schreibens gefunden. Es ist in der Tat Handke und alles aus einem einzigen Gedicht.