Stolz


Kam mir in einem diese unsäglichen Internetforen doch mal wieder die Frage unter: "Dürfen Deutsche einen Nationalstolz haben?", aufgehängt an der Aktion einer PDS-Abgeordneten, gegen die Flaggenflut zur WM vorzugehen.

Diese Aktion und die kräftig bejahenden Antworten in dem erwähnten Forum mal ganz außen vor gelassen, stellt sich mir eine ganz andere Frage: Was ist eigentlich dieser Nationalstolz, wahlweise auch Patriotsmus, und wie bringt man den auf?

Mir persönlich ist das ein komplettes Rätsel.

Es gab in der Geschichte der Welt einen Haufen wichtiger Menschen, die sind auch überall auf der Welt verteilt gewesen und haben überall auf der Welt verteilt gewirkt. Ein paar davon lebten und wirkten zufällig in dem selben Landstrich, in dem eine Einzelperson ebenso zufällig geborten wurde und lebt.
Die wichtigen Menschen und ihre Leistungen für die Menschen der Welt zu würdigen ist ja nun eins. Aber für die Zufälle, die den einen und den anderen in die selbe Gegend verschlagen haben, kann man sich doch keinen Stolz ableiten.

Dann hab ich in eben diesem Forum mal die selbe Frage wie oben gestellt. Ein Statement dazu enthielt: "Patriotismus ist das, worauf man sich berufen kann, wenn man zeigen will, was die eigene Nation leisten kann."
Das Stück mit der Nation ist ja jetzt das, was mich interessiert.
Die eigene also.
Meine eigene? Toll, ich hab eine Nation!
Eine Nation!
Aber, wie komm ich denn dazu? Will ich das eigentlich? So ein zufälliges Häufchen, völlig beliebig zusammengesetzt und mit einem Label versehen?
Und die Nation kann sogar was leisten!
Aber ist das denn wichtig, was die leisten kann? Muss da der Vergleich zu anderen Zufallsgruppen mit anderem Label gezogen werden?

Alle Welt spricht von Globalisierung, aber dann geht ’s auf einmal wieder um Nationalstolz?
Da weiß doch keiner, wovon er überhaupt spricht.

Klar fühlt man sich mit dem ein oder anderen verbunden, hat möglicherweise sogar so etwas wie ein Heimatgefühl.
Aber das für ein Konstrukt in gedachten Grenzen anzunehmen, anstatt sich endlich mal bewusst zu machen, dass alle bloss Menschen sind, ist kurzsichtig, fast schon buchstäblich.

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