Konsum ist die erste Bürgerpflicht


Vom aktuellen Zustand mal ganz abgesehen, in dem das zweifelsfrei auch schon eine wichtige Rolle spielt, Geiz für geil zu halten und das vermeintlich billige Konsumgut dann aber auch hemmungslos zu verkonsumieren.

Etliche Modelle für ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) sehen zur Finanzierung den Konsum vor, bzw. eine Konsumsteuer, also in der praktischen Durchführung dann die Mehrwertsteuer. Im Ausgleich dazu sollen die Verkäufer der konsumierbaren Güter dann übrigens auch so nett sein, die Entlastungen durch den Wegfall aller anderen Steuern (denn das ist gleichzeitig auch geplant, zumal im Modell von DM-Chef Werner) auch an den Preis der Güter weiterzugeben. Auch dieses wäre diskutabel, aber zurück zur konsumbesteuerten Finanzierung.

Ein gewisser Bodensatz von Konsum kann wohl als gegeben angenommen werden, da er zur Lebens(er)haltung unabdingbar ist. Um den gesamten staatlichen Überbau und ein BGE für alle zu finanzieren, werden Konsumsteuern aus dem Lebensnotwendigen spärlich ausreichen (auch wenn ich mir die Recherche und überschlagsmäßige Berechnung spare, halte ich die Behauptung eher für schlüssig).

Damit also das System nach seiner Einführung nicht sofort wieder zusammenbricht, wird Konsum zur ersten Bürgerpflicht, denn nur durch Konsum finanziert er sowohl sein eigenes BGE als auch den Rest des Staatswesens. Werner (scheint eine Kritik an seinem Konzept zu werden) postuliert für das BGE auch, dass ja keiner mehr groß sparen muss für Altersvorsorge oder schlechte Zeiten, denn es gibt ja das BGE – da freut sich natürlich auch der Verkäufer, wenn das Geld wieder in Fluss kommt und keiner mehr seinen Sparstrumpf füttert.

Aber was bedeutet die Konsumpflicht eigentlich?
Egal ob nur vom BGE gelebt wird oder noch anderweitig zusätzliches Geld erwirtschaftet wird, größere Reserven lohnen sich nicht nur nicht, sie gefährden auch den Bestand des Systems.
Also: Kaufen, kaufen, kaufen.

Eine gewisse Menge Geld wird, wie schon bemerkt, durch die Lebens(er)haltung verbraucht. Darüberhinaus kann man sich, als wohlerzogener Konsument, sicher bis auf weiteres einiges vorstellen, was man sich schon immer kaufen wollte. Doch ist der Zeitpunkt absehbar, wo man alles hat (oder wahlweise nichts mehr unterbringen kann), ein Gipfel erreicht ist.

Da nun aber dauerhaft Nicht-Kaufen auch nicht geht, was wird da passieren? Es wird weggeschmissen werden müssen, entweder weil es überhaupt kaputt ist, oder irgendwelchen Standards nicht mehr genügt. Wo die Tage einer dauerhaften Anschaffung ohnehin schon lange vorbei sind, wird sie so endgültig verunmöglicht. Man wird die Leute schon irgendwie dazu bringen, sich einen neuen Fernseher anzuschaffen: Entweder der alte gibt nach 25 Monaten termingerecht außerhalb der Garantie den Geist auf, oder man führt einen neuen super-duper-hyper-Standard (und außerdem so cool, dass keiner dran vorbeikommt) ein, den das alte Gerät natürlich nicht mehr beherrscht. Das Beispiel ist fast beliebig transferierbar.

Und so liegt dann im Schatten des Konsumenten- und Verkäufer-Wunderlands mit BGE ein Müllberg von Ausrangiertem und vermutlich auch noch die Baracken, in denen die vegetieren, die anderswo ohne BGE den billigen Schrott zusammengesetzt haben.

Salvatorische Klausel:
Die Idee eines BGE an sich halte ich für sehr positiv. Allerdings sollte man noch sehr sorgfältig die Nebeneffekte und Folgen diskutieren, und dabei auch bedenken, dass keiner auf einer Insel lebt.

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